Einleitung.
Mit Recht kann wohl die landwirtschaftliche Kreditfrage als
diejenige bezeichnet werden, welche von weittragenderer Bedeu
tung ist für die vitalen Interessen des Grundbesitzes als kaum
eine andere. Mit dem Zeitpunkt, wo die ländliche Bevölkerung
die Schranken der alten Grundherrlichkeit durchbrach und der
hörige Bauer als gleichberechtigtes Wirtschaftssubjekt seinem
Grundherrn gegenübertrat, wo also der Einzelne auf seine eigene
Kraft angewiesen war, entfaltete sich mehr und mehr mit fort
schreitender Entwicklung der praktischen Erfahrung und Technik
auf landwirtschaftlichem Gebiete das Bedürfnis nach Kredit.
Dieses Bedürfnis wurde um so dringlicher, je grössere Anforde
rungen die Kosten der Produktion stellten bei relativ billigen
Preisen der Produkte, und je mehr die Kommunikationsmittel
Eisenbahn, Seeschiffahrt — einen Handelsverkehr mit der
ganzen Welt anbahnten, und die sich unaufhaltbar geltend
machende Weltkonkurrenz den Kredit zu einem notwendigen
Faktor in der Wirtschaft der Bauern erhob, damit zur Lösung
der ländlichen Kreditfrage zwang.
Nachdem die wesentlichen Eigenschaften, welche dem land
wirtschaftlichen Kredit anhaften — Langfristigkeit, Unkündbar
keit, möglichst niedriger Zins — bereits in der Litteratur ge
nügende Würdigung gefunden haben, können wir nur darauf
hinweisen, dass auf dem Gebiete der Volkswirtschaftspolitik
v. Cetto, Landwirtschaftliches Kreditwesen.