3. Capitel. Von den Dienstbarkeiten.
§. 192.
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also in der Regel der Besitz der affirmativen Gebäudedienstbarkeiten, ist
durch das interdictum uti possidetis in Betreff des herrschenden
Grundstücks geschützt", dessen Besitz zugleich den Besitz jener Dienstbar
keiten in sich schließt?.
4) In Ansehung der übrigen Dienstbarkeiten ist die Statthaftigkeit
eines Besitzschutzes nach römischem Recht nicht zu erweisen*; nach heutigem
Recht aber wird derselbe, dem praktischen Bedürfniß entsprechend und
mit Rücksicht auf die Grundsätze des canonischen Rechts über Spoliation,
auch hier nicht versagt
Anm. 1 Die Anwendbarkeit des int. de precario wird bestritten von Puchta
§. 239. Anm. b., da der Usufructuar zwar die Ausübung seines Rechts precario
überlassen, aber nicht den juristischen Besitz des Rechts, weil auch nicht das Recht selbst,
übertragen könne; aber wesentliche Voraussetzung dieses Interdicts ist nur Entziehung
des juristischen Besitzes nach precario eingeräumtem habere. Savigny Recht des
Besitzes, S. 583.
2 L. 1. §. 2. D. de itin. Sive igitur habuit ius viae sive non habuit, in
ea conditione est, ut ad tuitionem praetoris pertineat; si modo anno usus est vel
modico tempore, id est, non minus quam triginta diebus. cf. L. 1. §. 12. eod.
„supradicto tempore anni.“ Man hat den Schluß der L. 1. §. 2. cit. erklären wol
len: „im letzten Jahre wenigstens während eines mäßigen Zeitraumes, also mindestens
während dreißig Tagen“ (Althof, das int. de itinere actuque priv. Rinteln 1836.
Vangerow §. 355 Anm. 1.), als hieße es: triginta dierum (Puchta §. 139. not. o.);
„also 29 Tage hintereinander wären unzureichend, 2 Tage aber, die 3 Monate ausein
ander lägen, hinreichend.“ Savigny S. 591. Anm. 2: Vgl. prakt. Arch. VII. 133 fa.
3 Eine ausführliche Erörterung über dieses Interdict, sowie über das de cloacis
publicis, gibt Schmidt (von Ilmenau) in d. Ztschr. f. gesch. Rtsw. XV. 3. vgl. Brinz
I. S. 94. fg.
* Bestritten wird dies u. a. von Vangerow §. 355. Anm. 2. vgl. oben §. 171.
Anm. 2. Aber wenn als Gegenbeweis L. 3. §. 5. D. uti possid. angeführt wird, so
gibt dagegen sofort §. 6. ibid. den Beweis: Labeo quoque scribit: ex aedibus meis
in aedes tuas proiectum habeo; interdicis mecum, si eum (sic: uti) locum pos
sideamus, qui proiecto tegetur: An (vielleicht At?) quo facilius possim retinere
possessionem eius proiectionis, interdico tecum sic: uti nunc possidetis eas aedes,
ex quibus proiectum est? welche Frage, wenn man sie nicht durch die angedeutete Text
besserung At beseitigt hält, nach dem folgenden §. 7. als bejaht anzusehen ist. Rudorff
in der Ztschr. für gesch. Rtsw. XI. S. 348. fg. vgl. Schmidt Interdictenverfahren
S. 64. Witte, Das int. uti poss. S. 102. fg. Eine Ausnahme: L. 1. pr. D. uti
possidetis .... „De cloacis hoc interdictum non dabo.“ Vgl. not. s. Savigny
a. a. O. S. 605... 608. Dieser nimmt dieselbe Regel auch für negative Servituten
an, ebenso u. a. Puchta §. 139. Anm. g., aber dagegen spricht L. 5. §. 10. D. de
op. n. n. „si in suo quid faciat, quod nobis noceat, tunc operis novi denun
tiatio erit necessaria.“ Rudorff a. a. O. S. 352. und Anm. zu Puchta §. 396.
u L. 8. §. 5. D. si serv. vind. 8. 5. L. 3. §. 5 ...7. D. uti possid. 43. 17, cf. L. 5. §. 10.
D. de op. n. n. 39. 1.