§ 1. Geschichte der Sparkassen, namentlich in Bayern.
„Die Sparsamkeit liegt dem einen Extrem
erschwendung) so fern, wie dem andern
(Geiz): sie ist „die Tochter der Klugheit,
die Schwester der Mäßigkeit, die Mutter
der Freiheit“. Nur mit ihrer Hilfe kann
die Freigebigkeit eine wahre, nachhaltige
und hilfreiche sein. Sie ist, um es kurz zu
sagen, Vernunft und Tugend in ihrer An
wendung auf die Konsumtionen."
Wilhelm Roscher.
Des besseren Verständnisses und der Vollständigkeit
halber erscheint es mir am Platze, einen Ex
urs über die
Geschichte des Sparkassenwesens voranzuschicken. Ich ge
denke, sofort in medias res zu treten.
Vertobt ist der Streit um das Ursprungsland der
Sparkassen. Deutschland und England liefen einander den
Rang ab. Heute gilt als ausgemacht, daß in Deutschland
die Wiege dieser segensreichen Erfindung stand. Hören
wir doch schon im Jahre 1765 von einer „herzoglichen Leih
kassa“ in Braunschweig, von einer gleichartigen Anstalt in
Hamburg im Jahre 1778, auf die zum erstenmal der Aus
druck „Sparkassa" angewandt wurde; 1786 folgte Olden
burg; 1796 gründete Kiel eine Sparbank. In der ersten
Zeit freilich fristeten diese Sparkassen ein unbedeutendes
Dasein; sie wurden durch die kurz darnach entstandenen,
englischen Kassen, die zahlreich aus dem Boden schossen, an
Bedeutung weit überflügelt. Nicht zuletzt die Napoleonischen
ciege trugen Schuld an dieser langsamen Entwickelung in
Deutschland, wo man keinen Groschen zum Leben, geschweige
denn zum Sparen hatte, während in England Industrie und
Handel schwunghaft betrieben wurden. Nach Beendigung