Full text: Rülf, Jakob: ¬Das Erbrecht als Erbübel im Hinblick auf die zukünftige Entwickelung der menschlichen Gesellschaft

IV 
sozialen Frage auch diese anderen Weltübel nicht länger 
fortbestehen würden. 
Was mir stets am meisten zu denken gab, war der 
ungeheuerliche, geradezu satanische Widerspruch: Die Welt 
kultur vervollkommnet sich immer mehr, die Menschen ge 
stalten sich ihr Leben immer bequemer und angenehmer, 
dabei verlieren sie immer mehr an Glück und Zufriedenheit. 
Die Welt häuft Schätze auf Schätze und die Menschen wer 
den immer ärmer und elender. Die Welt macht die grössten 
Fortschritte in Wissenschaft und Technik, in Bildung und 
Gesittung; allein in Sittlichkeit und Menschlichkeit sind an 
scheinend nur Rückschritte zu verzeichnen. Ueberhaupt 
jemehr die Welt fortschreitet, um so friedloser wird sie, 
wie ist das zu begreifen? Wie erklären wir uns diese aller 
auffälligsten Widersprüche des Lebens und Daseins? 
Die Menschen machen Fortschritte auch in Bildung 
und Gesittung, auch in Einsicht und Erkenntnis. Wenn nun 
trotz dieser Einsicht und Gesittung die Menschen immer 
unglücklicher, fried- und sittenloser werden, so muss doch 
irgend ein Ilemmnis, irgend ein sehlerhaftes Agens in das 
Entwickelungsgetriebe hineingeraten sein; fast möchte man 
sagen, wenn man nur daran glauben könnte — da muss der 
Teufel seine Hand im Spiele haben, der uns ein Kuckucksci 
ins Nest gelegt, der alle guten Bestrebungen in ihr Gegen 
teil verkehrt und der die besten Absichten aller einsichts 
vollen, gottbegeisterten Männer, welche jederzeit für das 
Heil der Mitmenschen ihr Leben zu opfern bereit waren, 
zu Schanden werden licss. 
Ich habe Jahre lang mit Ernst und Eifer darüber nach 
gedacht: Wo steckt der Fehler? Welch eine Macht ver 
stellt und verkehrt uns das Ziel der Entwickclung zu allem 
Guten? Welcher verderbliche Faktor hat sich dem Fort¬
	        
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