Full text: Rülf, Jakob: ¬Das Erbrecht als Erbübel im Hinblick auf die zukünftige Entwickelung der menschlichen Gesellschaft

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Kinder, ja dann sind sie versorgt und ihr könnt euer Haupt 
ruhig in das Grab legen. Wenn nicht für meine Kinder, 
für wen arbeite ich denn — du siehst ja, dass du am förder 
samsten für deine Kinder arbeitest, wenn du für die Allge 
meinheit arbeitest. 
Eines wolle nicht äusser Acht lassen. Wenn nicht für 
meine Kinder, für wen soll ich denn arbeiten, so sagst du! 
Hunderttausende für je Einen sagen aber anders: Ich arbeite 
und quäle mich bis zur Erschöpsung und dennoch will es 
mir nicht gelingen, etwas für meine Kinder zu erübrigen, 
sie wie die Kinder besserer Stände erziehen zu lassen, oder 
gar vor Hunger sie zu schützen. Sind diese Kinder viel 
leicht schlechter als die deinigen? Was haben denn diese 
Kinder verbrochen, dass sie darben und verkommen müssen, 
während die deinigen in geistigem und leiblichem Ueber 
flusse schwelgen! 
Eine andere faule Ausrede kann man häufig zu hören 
bekommen. Wenn man nicht mehr für seine Kinder streben 
und arbeiten soll, so wird alles Streben und Arbeiten über 
haupt nachlassen oder gar aufhören. Wo steht denn aber 
geschrieben, dass du nicht für deine Kinder streben und 
arbeiten sollst? Ueberdies schlägt eine solche Bemerkung 
aller Menschenkenntnis und aller Erfahrung ins Gesicht und 
kann am allerbesten durch die Thatsache widerlegt werden, 
dass die kinderlosen Menschen meist die geizigsten sind 
Ja, da kenne ich meine Menschen besser; die werden streben 
und arbeiten vor wie nach. Sie werden Kraft und Gut 
einsetzen um das grosse Loos zu gewinnen und ver 
lieren schliesslich gar noch den Einsatz. — Der pure Geld 
besitz könnte sich glücklich schätzen, wenn das Erbrecht 
abgeschafft würde. 
Wie steht es nun aber gegenüber euch ihr Grossen 
des Landes, ihr im Grossgrundbesitz gewiegten, ihr Barone, 
Grafen und Fürsten, überhaupt ihr Standespersonen von 
Geburt? Ihr werdet durch Abschaffung des Erbrechtes
	        
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