IV. Der Handel der neuesten Zeit.
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bestanden und den großen Verkehr belästigten, sind seit der Einigung der Nation
aufgehoben und durch Gesetz vom 30. Oktober 1862 für das ganze Königreich
ein einziges Zollsystem eingeführt worden. Mancherlei Erleichterungen wurden
durch die Handelsverträge herbeigeführt, welche mit allen wichtigeren Staaten
abgeschlossen worden sind, so namentlich mit Frankreich 1862 und 1863, mit
Großbritannien 1863, mit dem Zollverein 1865, mit Österreich=Ungarn 1867
und mit der Schweiz 1868 u. s. f.
Seit der Einigung Italiens ist eine entschiedene Zunahme des Handels
die Ausfuhr
bemerkbar. Während 1862 im Spezialhandel die Einfuhr 830,
577 Mill. Frs. betrug, stellte sich 1885 die Einfuhr auf 1575, die Ausfuhr
sich Genua
auf 1134 Mill. Frs. Zum ersten Handelsplatze Italiens schwang
blühenden
empor, während Livorno seinen vor wenigen Jahrzehnten noch
Zwischenhandel einbüßte.
Die mari
Die Verkehrsmittel wurden in neuester Zeit sehr ausgebildet.
time Gestaltung des italienischen Verkehrs, die vormalige politische Zersplitterung
des Landes und manches andere waren die Gründe, weshalb Italien im Eisen
bahnbau lang hinter den anderen europäischen Staaten zurückblieb.
Die erste italienische Eisenbahn war die 1839 von Neapel nach Portici
eröffnete. In den folgenden Jahren wurden immer nur kurze Strecken eröffnet.
Der ehemalige Kirchenstaat verhielt sich ablehnend gegen die Eisenbahnen; die
Bahnen des Großherzogtums Toskana standen außer Zusammenhang mit den
Nachbarbahnen, und nur in Oberitalien, wo die Schwierigkeiten am größten,
aber auch die wirtschaftliche Befähigung, die geistige Bildung und der Fleiß der
Bevölkerung am hervorragendsten waren, entstand unter der Herrschaft der
Könige von Sardinien und unter dem vormaligen österreichischen Regime in den
Jahren 1848—1859 ein reich entwickeltes Eisenbahnnetz.
Seit der Einigung des Königreichs Italien hat sich das Eisenbahnnetz der
Halbinsel rascher entwickelt, unterstützt durch die mit Österreich und Deutschland
hergestellten Verbindungen über den Semmering, Brenner und Gotthard.
Die Geschichte der finanziellen Erfolge der italienischen Bahnen ist nicht
erfreulich. Das System der Privatbahnen bewährte sich so wenig, daß der
Staat daran gehen mußte, Privatbahnen anzukaufen, um den Aktionären einen
Teil ihres sonst fast ganz verlorenen Kapitals zu retten und um die unvoll
endeten Strecken endlich zu vollenden.
Das Finanzwesen des Königreichs befand sich lange nicht in wünschens
werter Ordnung. Altere finanzielle Zerrüttung des piemontesischen Staates, von
dem die Einigung Italiens ausging, dazu die Anstrengungen bei der Unifikation,
die Kriege gegen Österreich, der bedeutende Aufwand für das unverhältnismäßig
große stehende Heer, endlich die im allgemeinen geringe Steuerfähigkeit der
Bevölkerung Unteritaliens und der Inseln, hiezu noch mancherlei Verschwendung
und andere Mißstände der öffentlichen Verwaltung: das sind die Hauptursachen,
Im
welche die Herbeiführung eines geordneten Staatshaushalts verzögerten.
letzten Jahrzehnt sind allerdings die ordentlichen Einnahmen fortwährend ge
stiegen, während gleichzeitig der außerordentliche Aufwand geringer ward; aber
dennoch reichten die ordentlichen Einnahmen niemals hin, um den regelmäßigen
Bedarf zu decken, und ihre Steigerung rührte auch nicht aus höheren Erträgen
der alten Steuern, sondern aus neuen Steuern und aus der Vergrößerung des
Staatsgebietes her. Zur Deckung der außerordentlichen Einnahmen mußten
Anlehen und Verkauf von Staatseigentum dienen; Erhöhung der Steuern führte
oft zur Vermehrung der Steuerausstände. Auch die Abgaben von Salz und
Tabak, das Briefporto, die Zölle von Kolonialwaren (Kaffee), von Petroleum
und Getreide mußten erhöht werden. Die Noten der italienischen Bank erhielten
seit 1866 Zwangskurs und behielten ihn bis in die jüngste Zeit. Man konnte