Die Mittel des Weltverkehrs.
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Narten (Schlitten) von Renntieren und Hunden ziehen, während im Sommer,
bei schneefreiem Boden, Pferde verwendet werden. Unter diesen ist namentlich
die jakutische Rasse im höchsten Grade gegen die fürchterlichen Strapazen des
ostsibirischen Karawanenverkehrs abgehärtet. Ein sehr ausgebildeter Karawanen
verkehr findet auch zwischen dem asiatischen Rußland und dem inneren Asien
statt, besorgt durch die dortigen Kirgisenstämme mit Kamelen. Hier sind
Semipalatinsk und Kuldscha (Ili), Orenburg, Buchara, Taschkend, Yarkand und
Kaschgar wichtige Knotenpunkte des Karawanenverkehrs. Auch in der Mongolei
und in Tibet ist der Verkehr auf Karawanen angewiesen. Die Wüste Gobi
wird nach allen Richtungen von ihnen durchzogen; die Hauptlinien des Ver
kehrs sind hier sogar mehr oder weniger gebahnt und haben Rastplätze. Trans
portmittel sind Kamele, Pferde und Ochsenkarren. Letztere, in langen Reihen
hintereinander getrieben, transportieren namentlich Salz durch die Wüste. Die
beschwerlichsten und gefahrvollsten Karawanenzüge führen von China nach Tibet
über Hochgebirgsketten und durch Hochebenen mit äußerst exzessivem Klima.
Man bedient sich dabei der Pferde und Esel, auch der Kamele und insbe
sondere der Yaks (Grunzochsen), die namentlich beim Übergange beschneiter Ge
birge vorzügliche Dienste leisten. Diese Tiere gedeihen nur in den Hochländern
und kommen in der Tiefe nicht fort. Über die höchsten Pässe des Künlün und
des Himalaya gehen Karawanen von Ziegen und Schafen und machen dabei
durch die wildesten Felsenlandschaften etwa anderthalb Meilen täglich, wobei
sie ihre Nahrung selbst suchen. Eine Schafladung beträgt aber nur 12-16
Kilogramm. Während im britischen Indien dem Verkehr schon ein Netz von
guten Straßen und Eisenbahnen dient, findet sich wieder ein lebhafter Ka
rawanenverkehr nordwestlich von Indien, in Afghanistan, und von da nach
Turkistan. Kabul ist ein Hauptknotenpunkt der Karawanenzüge. Hier wird
der Transport von den sog. Lohani's besorgt, welche Kaufleute und Hirten
zugleich sind. Sowohl die kabulischen Rosse, als auch die Kamele der Afghanen
sind schätzbare Transporttiere. Die Hauptrichtungen der Karawanenzüge führen
nordwestlich über die Hindukuschpässe nach Balch und Buchara, westlich nach
Herat und Meschhed; östlich durch den berühmten fahrbaren Chaiberpaß nach
dem britischen Indien.
Turkistan ist ebenfalls ein wichtiges Gebiet des Karawanenhandels mit dem
Knotenpunkte Buchara. Die Karawanenzüge führen von da nach Rußland,
Persien, China und Indien. Auch Persien wird nach allen Richtungen von Ka
rawanen durchzogen; in den ebenen Gegenden benützt man dabei Kamele, in
den Gebirgen Pferde. Auf der Strecke von Täbris in Aserbeidschan nach Trape
zunt sollen durchschnittlich 12000 Lasttiere und Maultiere beschäftigt sein.
Das persische Kamel trägt etwa 480 Pfund; ein Pferd nur etwa 300 Pfund.
Das Verkehrsgeschäft besorgen in Persien die Katirdschis (Besitzer und Treiber
von Pferden), welche oft im Dienste größerer Karawan-Baschis (Karawanen
führer) stehen. Eine sehr frequente, aber teils wegen kurdischer Räuber, teils
auch wegen der zu überschreitenden Bergpässe beschwerliche und gefahrvolle Ka
rawanenstraße ist die obengenannte von Täbris nach Trapezunt; in Vorderasien
sind besonders wichtig die Routen von Bagdad nach Damaskus und Haleb,
sowie aus dem inneren Anatolien nach Smyrna und Konstantinopel.
In Syrien und Arabien wie in Nordafrika hat der Karawanenverkehr so
ziemlich gleichen Charakter seit Jahrhunderten bewahrt. Heute noch ist das
Kamel das Schiff der Wüste, der zuverlässigste Gehilfe des Menschen im Ver
kehr durch die endlosen brennenden Stein- und Sandgefilde. Die Lage der
Oasen und Brunnen wirkt dabei bestimmend auf die Wegrichtung und die Längen
der Tagereisen. Jetzt endlich, seit Großbritannien in Cypern festen Fuß gefaßt
hat, ist gegründete Aussicht vorhanden, daß Eisenbahnverbindungen vom Mittel¬