42 III. Die neuere Zeit vom Zeitalter der Entdeckungen bis zur franz. Revolution.
nach England. Karl II. legte aber auch den Keim der Unzufriedenheit und des
späteren Abfalls dieser Kolonien durch Einführung des Kolonialsystems, welches
den Kolonisten nur England als Handelsgebiet offen ließ.
Wertvoller wurden die ostindischen Besitzungen. Eine 1600 privilegierte
Handelsgesellschaft gründete Niederlassungen an den indischen Küsten, unterstützte
die einheimischen Fürsten und die Perser gegen die Portugiesen und erwarb sich
dadurch Sympathien. Gewinnsucht und Erpressung schadeten ihr aber; ein Streit
mit dem Großmogul Aureng-Zeb führte zur Demütigung der Kompanie, welche
indessen doch 1669 Kalkutta bauen konnte. Auch an der Guineaküste wurde
eine Niederlassung gegründet.
Die Blütezeit des britischen Handels beginnt mit Wilhelm III. (1688)
und der neuen Verfassung, welche die inneren Wirren beendete und Parlament
und Regierung in stand setzte, sich unbeirrt der materiellen Wohlfahrt des
Landes zu widmen. Im Interesse der britischen Industrie wurde zunächst die
Einfuhr französischer Fabrikate verboten, und die Einfuhr aller jener Waren, die
in England auch erzeugt wurden, entweder ebenfalls verboten oder doch durch
hohe Zölle verhindert. Selbst indische Seiden- und Baumwollenwaren traf
das Verbot. Untersagt wurde ferner die Ausfuhr von solchen Rohstoffen, welche
die englische Industrie verarbeitete, während die Einfuhr von Rohstoffen ge
stattet wurde. Die Ausfuhr von Industriewaren wurde durch Zollrückvergütungen
unterstützt. Die Kolonien wurden ganz im Sinne dieses Protektionssystems
behandelt; man verhinderte ihr industrielles Emporblühen, um sie zu nötigen,
ihre Rohprodukte an England abzugeben und ihren Bedarf an Fabrikaten nur
von England zu beziehen. Für die Einfuhr einzelner Rohprodukte aus den
amerikanischen Kolonien nach England (Schiffbaumaterial) wurden Prämien be
willigt, um die russische Einfuhr zu verdrängen. Mit Portugal war ein vor
teilhafter Vertrag, der sog. Methuen=Vertrag geschlossen (1703), welcher den
portugiesischen Weinen Zollermäßigung gewährte und dafür den britischen Pro
dukten den Eingang nach Portugal erleichterte.
Nicht allein diese Schutzmaßregeln wirkten ungemein günstig auf die eng
Industrie; auch der Fleiß vertriebener französischer Protestanten (1685
lische
infolge der Aufhebung des Edikts von Nantes) brachte wertvollen Zuwachs an
technischen Kräften und Methoden. Birmingham und Sheffield wurden durch
ihre Metallwaren berühmt; Stahl, Salz, Blei, Zinn, Zucker, Papier wurden
gesuchte Ausfuhrartikel. Am folgenreichsten wurden in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts die Erfindungen von Hargrave (Spinning Jenny 1767) und
Arkwright (1769) im Gebiete der Baumwollindustrie.
Bald beschäftigte die Zufuhr von Rohstoffen für die englische Industrie
eine stets wachsende Handelsflotte. Hierzu kam die steigende Einfuhr an Ko
lonialwaren (Zucker, Tabak, Reis) zum Zweck der eigenen Konsumtion und der
Wiederausfuhr. Englische Schiffe besorgten auch den Verkehr zwischen Nord
amerika und Westindien. Nach letzterem, wie nach Spanien und Portugal
sandten die nordamerikanischen Kolonien Nahrungsmittel. Der englische Kolo
nialbesitz wuchs fortwährend, zumeist infolge glücklicher Kriege mit Spanien und
Frankreich. England gewann Kanada 1763, Neufundland, westindische und
In
westafrikanische Besitzungen von Frankreich, Gibraltar von den Spaniern.
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Ostindien erstarkte die ostindische Kompanie, welche in den indischen Häfen
mit Glück gegen die Portugiesen und Holländer operierte, ihre Privilegien aus
dehnen ließ und nach und nach zum fast souveränen Herrscher Indiens war.
Hierzu war es freilich nötig, daß die Gesellschaft sich britischer Konkurrenz er
wehrte, was ihr auch insofern gelang, als eine neue Gesellschaft, welche mit
In der
ihr zu rivalisieren begonnen hatte, mit ihr vereinigt wurde (1702).
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts konkurrierten noch ausländische Gesellschaften;