III. Die neuere Zeit vom Zeitalter der Entdeckungen bis zur franz. Revolution. 41
Elisabeth (1558—1603).
Unter Elisabeth kräftigten sich alle Zweige der
britischen Thätigkeit: Industrie,
Handel, Schiffahrt, Finanzen. Den Hanseaten
wurden Privilegien entzogen und Getreideschiffe weggenommen, und als sie die
Ausweisung englischer Kaufleute aus deutschen Häfen veranlaßten, wurde ihnen
der Stahlhof zu London geschlossen (1598)
Durch die kluge Politik der Königin wurde der britische Handel ungemein
gefördert; er spann seine Fäden über Rußland nach Persien, in das Mittel
meer und nach Kleinasien, nach der Guineaküste. Bei den Bänken von Neu
fundland konkurrierten die englischen Fischer erfolgreich mit den französischen
und spanischen. Am lebhaftesten war der Verkehr mit Antwerpen, wohin eng
lische Tücher und Wolle gebracht wurden, nachmals mit Middelburg und Amster
dam. Wie in andern Ländern wurden auch in England große Handelsgesell
schaften gebildet: eine russische, eine ostländische, eine türkisch-levantische; auch
die Anfänge der britisch-ostindischen Kompanie sind in der Zeit der Königin
Elisabeth zu suchen.
Nach dem Tode derselben ging die materielle und politische Entwickelung
Englands wieder in langsamerem Tempo. Namentlich von der Zeit Karls I.
bis zur Erhebung Wilhelms von Oranien auf den britischen Thron (1688)
wurde England von Bürgerkriegen und inneren Unruhen heimgesucht und mußte
in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts sehen, wie die junge niederländische
Republik sich zur Welthandelsmacht emporarbeitete, während in der zweiten Hälfte
jenes Jahrhunderts die französische Industrie allenthalben siegte und die englischen
Produzenten sogar auf ihren heimischen Märkten überflügelte. Unter Karl II.
brachte Frankreich eine ganze Reihe von Waren mit Vorteil nach England.
Eine kurze glänzende Epoche, die zwar scheinbar vorüberging, aber doch den
Grund zu künftiger Größe legte, bildete das Regiment des „Protektors" Oliver
Cromwell (1653—1658). Fanatisch als Patriot und religiöser Schwärmer,
kalt und klug als Krieger und Staatsmann, suchte er überall Englands Würde
und Macht zu wahren. Ihm gelang es, den nach der Seeherrschaft der Welt
ringenden Niederländern Halt zu gebieten, indem er die berühmte Naviga
tionsakte erließ (1651). Diese, zunächst gegen Holland gekehrt, bestimmte
daß Wareneinfuhr in die britischen Kolonien nur britischen Schiffen mit bri
tischer Mannschaft erlaubt sein solle; daß außereuropäische Waren nur in eng
lischen Schiffen nach England gebracht werden dürften, und europäische Waren
ebenfalls nur in englischen oder in Schiffen, welche der produzierenden Nation
angehören; daß selbst englische Schiffe gewisse (nordische) Waren nur aus dem
Produktionslande selbst holen dürften; daß Fische, die nicht von Engländern
gefangen und von englischen Schiffen gebracht würden, doppelten Zoll bezahlen
müßten; daß die Produkte englischer Kolonien nur nach England ausgeführt
werden dürfen u. s. f.
Nach Cromwell wurden, wie oben erwähnt, die materiellen Interessen
wieder mit geringerer Aufmerksamkeit verfolgt, bis die Klagen der britischen
Fabrikanten den König zu einem Verbot der Einfuhr französischer Waren brachten
(1678). Die wirtschaftliche Kraft des britischen Volkes war indessen zu mächtig
geworden, um nicht trotz manchmal schwankender Wirtschaftspolitik unbeirrt fort
zuarbeiten. Im Laufe des Jahrhunderts hatte sich der schon 1585 von Walter
Raleigh im Auftrage der Königin Elisabeth gegründete Kolonialbesitz in Nord
amerika rasch und sicher vermehrt. 1606 wurde Jamestown gegründet, 1619
Virginien besiedelt, 1626 Boston erbaut. In rascher Folge bevölkerten sich die
vier Neuengland=Kolonien, dann Maryland (1632), New-York und New-Jersey
(1660), Karolina, Connecticut, Pennsylvanien (1682) und Georgien. In West
indien wurde das wertvolle Jamaika occupiert. Schon unter Karl II. war
die ganze Ostküste von Nordamerika britisch und lieferte Pelzwerk und Tabak