Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

Der Industrie= und Fabrikbetrieb. 
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Anpassen des Betriebs an den schwankenden Absatz vermeiden und den Schwan 
kungen des Absatzes eine durchschnittliche Produktion entgegenstellen, so wird er 
oft eine große Masse von Waren auf Lager haben, es liegt ihm also ein be 
deutendes Kapital zeitweise unverzinslich da; er muß die Zinsen auf den Preis 
der Ware schlagen; darunter leidet dann wieder der Absatz. 
Je unregelmäßiger ein Absatz ist, um so stärker treten diese Übelstände 
hervor. Bei manchen Industriezweigen ist das Steigen und Fallen des Ab 
satzes ein mit ziemlicher Sicherheit voraus berechenbares. Da kann sich der 
Produzent auf die Schwankungen vorbereiten. Bei jenen dagegen, wo der Ab 
satz ganz unberechenbar ist, müssen natürlich die ganze Anlage, der Betrieb und 
die Preise darauf eingerichtet sein. Die Anlage muß leicht und provisorisch 
der Betrieb flüchtig und elastisch, die Preise hoch sein. 
Der Absatz eines Produkts wird um so regelmäßiger sein, je weiter der 
Kreis der Konsumenten ist, von welchen es gekauft wird. 
3. Ein guter Absatz ist jener, wobei die Preise hoch über den Produk 
tionskosten stehen. Er wird in der Regel weder ein rascher, noch ein massen 
hafter, noch ein regelmäßiger sein. Er resultiert aus der Verbreitung neuer 
Waren auf dem Markte, aus besonderen Produktionsvorteilen, Geschäftsgeheim 
nissen 2c. und bleibt eben nur so lange gut, als diese besonderen Vorteile fest 
gehalten werden können. 
4. Der Absatz muß aber auch reichlich sein; der Massenabsatz hat die 
größten Vorteile für den Industriellen wie für das Publikum. Ausdehnung 
und Schnelligkeit des Absatzes laufen allerdings meistens parallel; doch hat der 
Er setzt Produkte voraus, welche 
Massenabsatz besondere Eigentümlichkeiten. 
allgemein beliebt oder notwendig und so billig sind, daß sie der großen Masse 
des Volkes zugänglich werden. Also keine feinen Luxuswaren, sondern ordinare 
aber solide Ware. Je billiger, desto größer die Zahl der Konsumenten. Der 
Produzent gewinnt dabei an dem einzelnen verkauften Artikel nur wenig; sein 
Gewinn wird nur durch die Masse erzielt, und auch da nicht durch die Höhe 
des Preises, sondern nur dadurch, daß es gerade der Massenproduktion möglich 
ist, in ausgedehntester Weise von den Vorteilen der Maschine und der Arbeits 
teilung Gebrauch zu machen und sich Spezialitäten zu widmen. 
Vorausberechnung des Absatzes. Vorausberechnung des Absatzes ist so 
schwierig, daß selten ein Unternehmer daran denkt, sie vorzunehmen. Kleinere 
und mittlere Unternehmungen verzichten sehr häufig auf eine auch nur annähernde 
Schätzung des Absatzes. Man nimmt bei der Gründung an, daß alles, was 
das Geschäft bei einem gegebenen Umfang produzieren kann, Absatz finden werde. 
Zumeist kommt hierbei in Frage, ob ein Geschäft auf den Lokalabsatz be 
schränkt ist oder nicht. Ist ersteres der Fall, so müssen natürlich auch die 
kleinsten Unternehmer, ehe sie ihr Geschäft beginnen, berechnen, ob der zu er 
wartende Minimalabsatz ihrem Geschäft als Basis dienen könne. Wo dies nicht 
mehr der Fall ist, muß die industrielle Thätigkeit auf Selbständigkeit verzichten 
und als Nebenbeschäftigung einem anderen Erwerb sich anschließen. 
Von jenen Unternehmungen, welche nicht nur für den Lokalbedarf arbeiten, 
die möglichst ge 
sondern für weitere Kreise, müssen jedenfalls die ganz großen 
Dabei sind frei 
nauen Schätzungen des zu erwartenden Absatzes vornehmen. 
lich die verschiedenen Arten von Erzeugnissen in ihrer Absatzfähigkeit wohl zu 
unterscheiden. 
Die Konkurrenz der Industriellen. Wenn jeder Unternehmer in regel 
mäßigem, gutem und reichlichem Absatze die Lebensbedingung seines Geschäftes 
jene Verhältnisse 
sieht, ist es sehr begreiflich, daß ihm vor allem daran liegt, 
genau kennen zu lernen, die ihn nötigen, seinen Absatz mit anderen zu teilen. 
Der Unternehmer studiert die Konkurrenz seiner Geschäftsgenossen mit demselben
	        
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