Der Industrie= und Fabrikbetrieb.
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mehr möglich, je weniger wichtig die physische Kraftäußerung, je wichtiger dagegen
Geschmeidigkeit und Schnelligkeit der Hände und Finger, geduldige Aufmerksam
keit und der den Frauen eigentümliche Sinn für Sauberkeit und Accuratesse sind
Soll die industrielle Frauenarbeit für die beteiligten Arbeiterinnen wirklich
eine unschädliche Erwerbsart sein, so muß sie von tiefen Schäden befreit werden.
Von den Unternehmern allein kann man eine Beseitigung dieser Schäden nicht
erwarten, weil die Unternehmer nicht alle human denken. Ebensowenig ist eine
rasche Beseitigung dieser Schäden durch die Arbeiterinnen selbst zu hoffen, son
dern nur durch langjährige Arbeitssitte, welche aus dem Verhältnis der Arbeiter
zu den Unternehmern, aus den Lohnverhältnissen, der Volksbildung rc. heraus
wächst. Wenn die Gesetzgebung nicht einschreitet, zerrüttet die Frauenarbeit in
den Fabriken das Familienleben der Arbeiterklasse.
Vielfach werden heutzutage Kinder in den Fabriken und in der Manufaktur
Spin
verwendet, so z. B. in den Nähnadel- und Stahlwarenfabriken, in den
nereien und Webereien, bei der Tabaksfabrikation ec. Nur der herzloseste
Egoismus kann behaupten, daß das frühzeitige Heranziehen der Kinder
zur
Erwerbsthätigkeit unschädlich und absolut notwendig sei. Zu oft werden die
Kinder durch die Roheit und Habsucht ihrer Eltern zur Arbeit getrieben
die
Habsucht der Unternehmer macht auf das Rücksichtsloseste hiervon Gebrauch und
läßt die Kinder in einer Weise arbeiten, welche ihren körperlichen, sittlichen und
moralischen Ruin zur Folge hat. Von den Arbeitgebern Beseitigung der Kinder
arbeit erlangen zu wollen, wäre Illusion. Die humanen Unternehmer, welche
damit anfangen wollten, würden durch die Konkurrenz der minder humanen
bald genötigt, hiervon abzusehen und die Kinder zu behalten. Die Regulierung
der Kinderarbeit ist also nur auf dem Wege der Gesetzgebung möglich.
Die Gesundheit der Arbeiter. Fast alle industriellen Arbeiten schaden der
Gesundheit der Arbeiter in irgend einer Richtung.
Das Arbeitsmaterial wird durch den industriellen Prozeß immer mehr von
seinem Naturzustande entfernt. Es werden dabei Schädlichkeiten entbunden und
konzentriert, welche in den Naturgestaltungen gebunden und zerstreut lagen, so
daß sie erst in jener Freiheit und Konzentration recht schädlich wirken können.
Und auch die Arbeitsbewegung wird von der natürlichen, dem menschlichen Orga
nismus angemessensten Bewegung, dem affenartigen Turnen, Springen und
Laufen entfernt, vereinseitigt, ihrer Reize beraubt, gesteigert und konzentriert.
So werden Staub, Gase, grelles Licht, hohe Temperatur, Explosionen
Herabstürzen von Material und Werken (im Grubenbetrieb und bei Bauten)
anhaltend stehende, gebeugte, sitzende oder knieende Haltung zu Feinden des
Arbeiterlebens. Als Schutzmittel hiergegen sind Ventilation, gehörige Ruhepausen,
hinreichende Abwechselung und Ablösung dringend erforderlich, manchmal auch
bessere Fabrikationsmethoden, Werkzeuge und Apparate, unschädliche Rohstoffe.
Endlich repressive Maßregeln: Krankenunterstützungskassen, Unfallversicherung.
Einigungsämter. Zweck der Einigungsämter ist es, die Harmonie
zwischen Arbeitgebern und Arbeitern herzustellen. Das Einigungsamt, aus
Vertretern der Arbeiter wie der Fabrikanten bestehend, führt die beiden Parteien
in ruhiger Beratung zusammen, um Lohn, Arbeitszeit und andere das Verhält
nis beider Teile regelnde Bestimmungen zu beraten und festzusetzen.
Vorteile dieser Amter liegen schon darin, daß überhaupt Verhandlungen
stattfinden, daß die Fabrikanten die Arbeiter bei der Feststellung des Lohnes
und der wichtigsten Arbeitsregeln mitraten lassen. Beide Teile lernen sich besser
kennen und verstehen; gegenseitige Vorurteile verschwinden; jeder sucht seine
Sache im Frieden zu verteidigen und sieht dabei mehr und mehr ein, wo die
Gegenpartei Zugeständnisse verdient und wo nicht.
Die Hauptsache, nämlich die Lohnfrage, findet eher Gelegenheit zu gedeih¬