Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

II. Die Produktion. 
311 
wirtschaftlichen Welt eine ganz bestimmte Stellung ein; es befindet sich in einem 
Netz von wirtschaftlichen Beziehungen. 
Die Produktionskosten. Sowie der Mensch nicht mehr von bloßen Ge 
schenken der Natur lebt, also selbst zu produzieren anfängt, ist er fortwährend 
genötigt, für die Produktion Opfer zu bringen. Der Produzent wendet in das 
Produkt Kapital und Arbeit, und zwar im Einzelnen: 
1. Flüssige Kapitalien samt deren Zinsen: Geld zur Bezahlung von Löhnen, 
zum Ankauf von Roh- und Hilfsstoffen ec. 
2. Die Nutzung fixer Kapitalien, d. h. die Zinsen der Kapitalien, welche 
in Grundstücken, Gebäuden, Maschinen, Arbeitstieren 
Werkzeugen 2c. stecken. 
3. Die Leistung seiner eigenen körperlichen und geistigen Arbeit. Diese 
Arbeit hat ihn einesteils Aufopferung an Lebensgenuß gekostet; andernteils hat 
sie ihm anderweitige lohnende Thätigkeit unmöglich gemacht. Hat er bei der 
Produktion nur gewöhnliche körperliche Arbeit vollbracht, so kann er dieselbe 
leicht schätzen. Hat er dagegen nicht selbst Hand angelegt, wie dies bei großen 
Geschäften der Fall, so hat er doch anderes gethan; er hat seinen Gedanken 
und Willen, seine Gewissenhaftigkeit und Kenntnisse walten lassen; er hat die 
Gefahr des Mißlingens riskiert, Ruhe und Gemütlichkeit, also immer auch ein 
Stück Leben aufgeopfert. 
All dies zusammen sind die Produktionskosten, die Summe der im 
Produkt enthaltenen Werte. Diese fordert der Produzent vom Produkte wieder. 
Es muß sie beim Austausch dem Produzenten wieder herstellen. Und wenn wirt 
schaftlich gearbeitet worden ist, stellt das Produkt auch diese Werte wieder her. 
Es wird um so teurer verkauft, je höher die Produktionskosten waren. Freilich 
sind bei der Abschätzung der eigenen Produktionskosten manche Irrtümer möglich. 
Aber das Produkt muß nicht allein das enthalten, was an Werten hinein 
gelegt wurde. Man verlangt von ihm, daß es noch mehr enthalte. Der 
Produzent will nicht allein alles zurück, was er dem Produkte gegeben; er will 
auch noch Überschuß, Gewinn. Dieser ist das Ziel aller produktiven Thätig 
keit; er ist das eigentliche Resultat der Befruchtung des Kapitals durch die In 
telligenz und Sorgfalt des Unternehmers. 
Anders urteilt der Käufer des Produktes. Für ihn verschwinden die im 
Produkt aufgegangenen Werte; ihn kümmert nicht das, was das Produkt dem 
Produzenten wert ist; er hat bloß ein Interesse an der Wohlfeilheit des 
Produktes. 
Daher stehen sich die Interessen des Produzenten und des Konsumenten 
in dem einen Punkte gegenüber, daß der Produzent sein Produkt teuer ver 
kaufen, der Konsument es billig haben will. 
Aber in einem andern Punkte stehen sie sich nicht gegenüber. Dieser Punkt 
sind die Produktionskosten. Der Konsument hat ein Interesse daran, daß die 
Produktionskosten niedrig seien. Und der Produzent hat kein Interesse daran, 
daß diese Kosten hoch seien. Ihm liegt nur daran, daß der Preis des Pro 
duktes möglichst hoch über den Produktionskosten stehe. 
Bedingungen des Fortschrittes der Produktion. Die ganze Güterproduktion 
ist in beständigem Fortschritte begriffen. Sie wächst in Bezug auf Qualität 
und Quantität der meisten Güter. Wenn auch in der gesamten Volkswirtschaft 
jeder einzelne zu seinem Vorteile produziert, so geht doch aus dieser vom Egois 
mus geleiteten Einzelproduktion zahlloser Menschen ein beständiger Fortschritt 
der Gesamtproduktion hervor. Dieser Fortschritt der Produktion ist aber an 
gewisse Bedingungen geknüpft. Solche Bedingungen sind: 
A. Okonomisch=technische, nämlich Verminderung der Kosten. Die 
Verminderung der Kosten kann wieder stattfinden: 
1. durch Ersparnis am Stoffe der Produktion. Am Stoffe der Pro¬
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer