II. Die Produktion.
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wirtschaftlichen Welt eine ganz bestimmte Stellung ein; es befindet sich in einem
Netz von wirtschaftlichen Beziehungen.
Die Produktionskosten. Sowie der Mensch nicht mehr von bloßen Ge
schenken der Natur lebt, also selbst zu produzieren anfängt, ist er fortwährend
genötigt, für die Produktion Opfer zu bringen. Der Produzent wendet in das
Produkt Kapital und Arbeit, und zwar im Einzelnen:
1. Flüssige Kapitalien samt deren Zinsen: Geld zur Bezahlung von Löhnen,
zum Ankauf von Roh- und Hilfsstoffen ec.
2. Die Nutzung fixer Kapitalien, d. h. die Zinsen der Kapitalien, welche
in Grundstücken, Gebäuden, Maschinen, Arbeitstieren
Werkzeugen 2c. stecken.
3. Die Leistung seiner eigenen körperlichen und geistigen Arbeit. Diese
Arbeit hat ihn einesteils Aufopferung an Lebensgenuß gekostet; andernteils hat
sie ihm anderweitige lohnende Thätigkeit unmöglich gemacht. Hat er bei der
Produktion nur gewöhnliche körperliche Arbeit vollbracht, so kann er dieselbe
leicht schätzen. Hat er dagegen nicht selbst Hand angelegt, wie dies bei großen
Geschäften der Fall, so hat er doch anderes gethan; er hat seinen Gedanken
und Willen, seine Gewissenhaftigkeit und Kenntnisse walten lassen; er hat die
Gefahr des Mißlingens riskiert, Ruhe und Gemütlichkeit, also immer auch ein
Stück Leben aufgeopfert.
All dies zusammen sind die Produktionskosten, die Summe der im
Produkt enthaltenen Werte. Diese fordert der Produzent vom Produkte wieder.
Es muß sie beim Austausch dem Produzenten wieder herstellen. Und wenn wirt
schaftlich gearbeitet worden ist, stellt das Produkt auch diese Werte wieder her.
Es wird um so teurer verkauft, je höher die Produktionskosten waren. Freilich
sind bei der Abschätzung der eigenen Produktionskosten manche Irrtümer möglich.
Aber das Produkt muß nicht allein das enthalten, was an Werten hinein
gelegt wurde. Man verlangt von ihm, daß es noch mehr enthalte. Der
Produzent will nicht allein alles zurück, was er dem Produkte gegeben; er will
auch noch Überschuß, Gewinn. Dieser ist das Ziel aller produktiven Thätig
keit; er ist das eigentliche Resultat der Befruchtung des Kapitals durch die In
telligenz und Sorgfalt des Unternehmers.
Anders urteilt der Käufer des Produktes. Für ihn verschwinden die im
Produkt aufgegangenen Werte; ihn kümmert nicht das, was das Produkt dem
Produzenten wert ist; er hat bloß ein Interesse an der Wohlfeilheit des
Produktes.
Daher stehen sich die Interessen des Produzenten und des Konsumenten
in dem einen Punkte gegenüber, daß der Produzent sein Produkt teuer ver
kaufen, der Konsument es billig haben will.
Aber in einem andern Punkte stehen sie sich nicht gegenüber. Dieser Punkt
sind die Produktionskosten. Der Konsument hat ein Interesse daran, daß die
Produktionskosten niedrig seien. Und der Produzent hat kein Interesse daran,
daß diese Kosten hoch seien. Ihm liegt nur daran, daß der Preis des Pro
duktes möglichst hoch über den Produktionskosten stehe.
Bedingungen des Fortschrittes der Produktion. Die ganze Güterproduktion
ist in beständigem Fortschritte begriffen. Sie wächst in Bezug auf Qualität
und Quantität der meisten Güter. Wenn auch in der gesamten Volkswirtschaft
jeder einzelne zu seinem Vorteile produziert, so geht doch aus dieser vom Egois
mus geleiteten Einzelproduktion zahlloser Menschen ein beständiger Fortschritt
der Gesamtproduktion hervor. Dieser Fortschritt der Produktion ist aber an
gewisse Bedingungen geknüpft. Solche Bedingungen sind:
A. Okonomisch=technische, nämlich Verminderung der Kosten. Die
Verminderung der Kosten kann wieder stattfinden:
1. durch Ersparnis am Stoffe der Produktion. Am Stoffe der Pro¬