Grundzüge der Nationalökonomie.
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wert. Der Wert ist ferner allgemein, wenn das Gut die Bedürfnisse Vieler
befriedigt; speziell, wenn es bloß die Bedürfnisse gewisser Volks- oder Ge
sellschaftsklassen, oder einzelner Orte und Plätze befriedigt. Dient es gar bloß
dem Bedürfnis eines Einzigen, so hat es Affektionswert.
Der Wert ist ferner yöher oder niedriger, je nachdem ein Gut in Bezug
auf ein gegebenes Bedürfnis mehr oder weniger Brauchbarkeit hat als ein anderes.
Er kann umfassend oder beschränkt sein, je nachdem ein Gut eine größere
oder kleinere Zahl von Bedürfnissen befriedigt. Er kann ferner stetig oder unter
brochen, vergänglich oder dauernd sein. Manche Güter sind unmittelbar zur
Bedürfnisbefriedigung brauchbar und haben demnach unmittelbaren Wert
andere, welche erst dazu dienen, um Güter für die Bedürfnisbefriedigung herzu
stellen, haben nur mittelbaren Wert, z. B. Werkzeuge, Maschinen, Geld.
Der Tauschwert ist das Verhältnis des Gebrauchswertes eines Gutes zum
Gebrauchswerte anderer Güter. Eine Vorbedingung des Tauschwertes ist dem
nach der Gebrauchswert. Der Tauschwert hat aber noch andere Vorbedingungen.
Eine solche ist die Übertragbarkeit. Die Dinge mit Gebrauchswert müssen
übertragbar sein, sonst können sie keinen Gebrauchswert bekommen. Eine weitere
Vorbedingung ist die Unmöglichkeit oder Schwierigkeit, das Gut auf andere
Weise als durch Tausch zu erhalten. Eine gewisse Seltenheit ist demnach
ebenfalls Bedingung des Tauschwertes.
Der Tausch wurzelt tief im menschlichen Leben; überall wo Wahl gegeben
ist, findet auch Tausch statt. Wahl zwischen verschiedenen Bedürfnissen und
verschiedenen Gütern ist aber überall gegeben, überall findet Tausch statt; die
Natur und der Mensch sind in ununterbrochenem Tausche befindlich.
Abstrakter und konkreter Wert. Der schätzende Verstand des Menschen kann
bei der Schätzung eines Gutes von bestimmten wirklichen Verhältnissen absehen.
Man kann die Güter ihrem bestimmten wirklichen Bedürfnisse gegenüberstellen:
dann ergibt sich ihr konkreter Wert, man kann aber auch an eine durchschnitt
liche Zweckmäßigkeit der Güter denken, dann ergibt sich ihr abstrakter Wert.
Verhältnis von Tausch- und Gebrauchswert. Der Tauschwert beruht auf
dem Gebrauchswerte, läuft aber nicht mit ihm parallel. Es ist keineswegs
immer der Fall, daß, wenn der Gebrauchswert einer Sache steigt, auch ihr
Tauschwert in gleichem Maße steigen muß. Es scheint demnach hier ein Wider
spruch zwischen diesen beiden Arten des Wertes zu bestehen, welcher aber in
Wirklichkeit nicht vorhanden ist, sondern seinen Grund darin hat, daß man bei
der Beurteilung des Tauschwertes immer auf einem andern Standpunkte steht,
als bei jener des Gebrauchswertes.
In zivilisierten Ländern wird der Gebrauchswert durch den Tauschwert
mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt. Je roher dagegen die Zustände
einer Volkswirtschaft sind, je vereinzelter die verschiedenen Privatwirtschaften:
um so mehr steht der Gebrauchswert im Vordergrunde gegenüber dem Tauschwerte.
Entstehung des Wertes. Der Wert als ein Verhältnis ist vorhanden,
sobald Gut und Bedürfnis vorhanden sind. Eine Sache, die keinem Bedürf
nisse dient, hat demgemäß keinen Wert. Bei vielen Dingen könnte man von
einem schlafenden Werte sprechen, wenn nämlich das Bedürfnis und die ihm
dienende Sache noch nicht in wechselseitige Berührung kommen. Denn zum
Vorhandensein eines Wertes gehört, daß die Brauchbarkeit eines Gutes als
solche erkannt und dasselbe dem Menschen, der sie erkannt hat, auch zugänglich ist.
Das Vermögen.
Die Gesamtheit aller lim Eigentum eines einzelnen Menschen oder einer
Vereinigung von Menschen befindlichen wirtschaftlichen Güter nennt man Ver
Stif
mögen. Auch fingierte Personen können ein Vermögen haben, z. B.