Handelsgeographie. Amerika.
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wird Venezuela durch den mächtigen Wasserlauf des Orinoko, welcher im Süden
durch einen merkwürdigen natürlichen Kanal, den Casiquiare, mit dem Fluß
system des Amazonenstroms verbunden ist, sowie durch einige kleine Küstenflüsse.
Das Klima ist tropisch. Das Land ist von der Natur überaus reich ausgestattet
aber die Trägheit und Unwissenheit seiner Einwohner und beständige Unruhen
lassen es nicht zu wirtschaftlichem Aufschwunge kommen. Die Bevölkerung be
steht größtenteils aus Mischlingen (Zambo's und Mulatten) und Vollblut-In
dianern; nur etwa 20000 Kreolen und 34 000 Europäer.
Produktion. Die wichtigsten Artikel der Rohproduktion sind: Baumwolle,
Tabak, Zucker, Kakao, Kaffee, Vanille, Indigo, Droguen. Die großen Wal
dungen liefern wertvolle Hölzer. Von Nahrungsmitteln gedeihen Südfrüchte,
Bananen, Ananas, Maniok, Mais, Reis; in den ausgedehnten Grasebenen am
Orinoko große Herden von Pferden und Rindvieh, daher auch Export von Häuten.
Die Berge sind reich an mineralischen Schätzen aller Art, die aber wenig aus
gebeutet werden. Industrie fehlt.
Handel und Verkehr. Lebhafter Handel in den Hafenplätzen, hauptsächlich
von Fremden betrieben. Wichtigste Verkehrsländer Deutschland, England, Frank
reich und Nordamerika. Die Verkehrsmittel noch in den Anfängen. Unbedeutende
Eisenbahnlinien von 164 km. Nach dem Auslande Dampferlinien.
Handelsplätze:
Hauptstadt ist Caracas, mit 70 500 Einw. Ihr Hafen La Guayra mit 14000
Einw. ist sehr ungenügend. Porto Cabello, 10 100 Einw., ebenfalls Seehafen und
Hauptexportplatz. Valencia, 36 100 Einw. Barquisimeto, 28 900 Einw. Mara
caybo, 22000 Einw. Bolivar, Hafen am Orinoko, sehr herabgekommen. Ebenso
Cumana, Hafenstadt.
Guyana.
Küstenland am Atlantischen Ozean, nördlich von Brasilien. Die Küste
selbst ist ziemlich unwirtlich; etwas landeinwärts beginnen überaus fruchtbare
Berg= und Hügellandschaften, mit prachtvollen Urwäldern. Guyana ist reichlich
bewässert durch den Essequito, Correntyne, Marqui 2c., steht auch mit dem Strom
stem des Amazonas in Verbindung. Das Klima ist tropisch, für Europäer
äußerst ungesund. Arbeitskräfte fehlen. Nur die Küsten sind kolonisiert; in
den unbekannten Urwäldern des Inneren hausen Indianerstämme. Produktion:
wertvolle Nutz= und Farbhölzer, Droguen aus den Wäldern; Kaffee, Kakao,
Zucker, Indigo, Tabak von angebautem Boden. Politisch zerfällt Guyana in
drei Teile, von welchen der nördlichste
Britisch Guyana, 221 243 gkm mit 269 300 Bewohnern zählt. Haupt
gleichnamigen
stadt Georgetown oder Demerara, an der Mündung des
Flusses, 37 000 Einw. mit kleiner Eisenbahnlinie.
Niederländisch Guyana oder Surinam, mit 119 321 gkm und
72000 Einw.; produziert hauptsächlich Zucker. Hauptstadt ist Paramaribo
24000 Einw.
Französisch Guyana, auch schlechtweg Cayenne genannt, 121 413 gkm
und 25000 Einw. Wegen seines Klimas geradezu berüchtigte Verbrecher-Kolonie.
Hauptstadt Cayenne, an der Mündung des gleichnamigen Flusses, 6000 Einw.