Handelsgeographie. Europa.
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Zucht der Cochenille exportiert nach England. Die Fischerei ist nicht ohne Be
deutung und ernährt an den Küsten (Thunfische, Sardinen) zahlreiche Menschen.
Der 5. Teil des Landes ist mit Wald bestanden, welcher allerdings sehr
vernachlässigt ist. Viele Wälder bestehen bloß aus großen Wildnissen von
Sträuchern. Die spanische Holzproduktion deckt auch nicht den Bedarf, deshalb
Import aus Norwegen und den Östseeländern.
Kein Land Europas ist reicher an mineralischen Schätzen als Spanien.
Der später verfallene Bergbau des Altertums ist in neuerer Zeit wieder auf
genommen worden und hat eine reiche Zukunft vor sich. Bei den Unterneh
mungen ist belgisches, englisches und deutsches Kapital stark beteiligt. Eisen ist
reichlich vorhanden, namentlich in den nördlichen Provinzen. Die durchschnitt
liche jährliche Produktion beträgt eine Million Zentner, davon ein Drittel zum
port. Blei ist einer der wichtigsten Gegenstände des spanischen Bergbaues
und liefert zur Zeit ein Viertel der Gesamtproduktion der Erde aus über 700
Gruben. An Quecksilber ist Spanien reicher als irgend ein europäisches Land.
Weltberühmt die Gruben von Almaden. Auch Kupfer ist hochwichtig und stehen
hier namentlich die Minen von Rio Tinto obenan. Sie dürften die ergiebigsten
der Welt sein. Zink ist ebenfalls in Massen vorhanden; Silber wird zwar nicht
mehr so massenhaft gewonnen wie im Altertum, doch existieren noch über 2000
Silbergruben. Spanien liefert jetzt zwei Siebentel der ganzen europäischen
Silberproduktion. Gold wird nur wenig gewonnen. Steinkohlen sind in großen
Massen vorhanden, werden aber noch lange nicht hinreichend ausgebeutet. Man
erwartet, daß nach Herstellung der nötigen Bahnlinien spanische Kohle auf dem
Weltmarkte mit der englischen konkurrieren werde. Schwefel wird in Menge
gewonnen, und die Salzproduktion wird in Europa nur von der österreichischen
übertroffen. Die großartigsten Steinsalzlager befinden sich zu Cardona. Zu diesen
wichtigsten Mineralprodukten kommt noch eine Reihe andererer minder wichtiger.
Industrie. Spanien ist noch kein Industrieland; seit Jahrzehnten aber
ist die industrielle Entwickelung wesentlich gefördert worden; die Einfuhr von
Maschinen und Maschinenteilen, von Rohbaumwolle, der Steinkohlenkonsum
stark zunehmend. Ebenso die Zahl der Gewerbetreibenden. Zur Förderung
der Industrie dienen Patentschutz, Gewerbevereine, technische Schulen, alle in
neuerer Zeit mit Eifer kultiviert; die Gewerbefreiheit besteht schon lange. Den
wichtigsten Zweig der spanischen Industrie bildet die Baumwollindustrie; na
mentlich in Katalonien. Die Schafwollindustrie entspricht nicht der Menge und
Güte des vorhandenen Rohstoffes. In der Leinen- und Hanfindustrie ist die
Handspinnerei noch allgemein. Die Seidenindustrie hat ihren Hauptsitz in Kata
lonien und Valencia, die Metallwarenindustrie in den baskischen Provinzen:
Messerwaren und blanke Waffen aus Toledo haben ihren alten Ruf heute noch
bewahrt. Die Lederindustrie floriert in großartigen Gerbereien in Katalonien
und Cordova; die Papierfabrikation in Katalonien. Die Tabakfabrikation ist
wie auch der Tabakverkauf Staatsmonopol und bestehen dafür große Fabriken.
Starker Schleichhandel mit ausländischen Zigarren.
Handel. Für den inländischen Handel bildet Madrid das Zentrum.
Seine Hauptgegenstände sind Viktualien, Wein, Südfrüchte u. s. w. Er ist
am lebhaftesten in den baskischen Provinzen. Der inländische Großhandel be
schäftigt sich damit, die Rohprodukte des Landes zu sammeln und in den größeren
Handelsplätzen zu konzentrieren. Die zahlreichen Messen sind für den Groß
handel ohne Bedeutung. Der äußere Handel ist lebhaft im Steigen be
griffen; die Einfuhr stets größer als die Ausfuhr. Unter den Ländern, mit
welchen Verkehr getrieben wird, stehen Frankreich und Großbritannien bei
weitem obenan. Haupteinfuhrartikel sind Baumwolle, Kakao, Wollen
zeug, Fische, Chemikalien, Kohlen, Holz, Häute; Hauptausfuhrartikel: Wein,