Königreich Spanien.
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birgsketten der inneren Hochebene, sowie deren südlicher Grenzwall, die Sierra
Morena; endlich das Gebirgssystem der Sierra Nevada im Süden.
Die spanischen Flüsse haben reißenden Lauf und sind deshalb gar nicht
oder nur auf kurze Strecken schiffbar. So wird der Minho erst 5 Meilen
oberhalb seiner Mündung schiffbar, der Duero in Spanien gar nicht befahren,
ebensowenig der Tajo uud Guadiana. Der Guadalquivir ist bis Sevilla
aufwärts großen Seeschiffen zugänglich. Der Ebro ist im ganzen schmal; für
die Schiffahrt nur wenig brauchbar. Es besteht keine Möglichkeit, die Flüsse
selbst fahrbar zu machen, aber auch die Kanalbauten sind zurückgeblieben. Die
wichtigsten sind der Kaiserkanal von Aragonien, welcher der Schiffahrt im Thale
des Ebro dient; die Ebrokanäle unterhalb Saragossa; der kastilische Kanal am
Pisuerga=Flusse und der Manzanares=Kanal.
Rohproduktion. Das Klima zeigt auffallende Verschiedenheiten, welchen
auch die Vegetation entspricht. Die Landwirtschaft ist bei weitem der wich
tigste Erwerbszweig und beschäftigt 5 der Bevölkerung. Von der gesamten
Bodenfläche sind 45 % für den Ackerbau in Angriff genommen, nahezu 9°
sind Waldboden. Bei der fleißigsten Kultur wird es wegen der gebirgigen Be
schaffenheit wohl nie gelingen, mehr als 75 % des Bodens produktiv zu machen.
Die Verschiedenartigkeit von Klima und Boden gestattet aber den Anbau sehr
mannigfacher Produkte. Der Betrieb ist noch primitiv und ein ersprießlicher Ab
satz der Bodenfrüchte wegen mangelhafter Verkehrsmittel schwierig. In Süd
spanien mangelhafte Bewässerung, dort sowie in Zentralspanien glühende Sommer
hitze, welche die Arbeitskräfte lähmt. Seit neuerer Zeit lebhafter Aufschwung,
vor allem in Katalonien. Großartige Bewässerungsanstalten, die noch von den
Mauren herrühren, werden jetzt wieder benützt. Getreide wird fast in allen
Landesteilen angebaut, Weizen ist das wichtigste und die Gesamterträge an Ge
treide im Steigen. Seit 1850 wird Weizen und Mehl exportiert. Hülsen
früchte sind eine Spezialität der spanischen Bodenproduktion. Gemüse und
Gartenfrüchte werden massenhaft produziert und sind teilweise jetzt schon Export
gegenstände. Auch die Produktion an Obst und Südfrüchten ist sehr bedeutend,
arbeitet für Export. Unter den Handelspflanzen ist die wichtigste der Olbaum,
der in einzelnen Teilen Spaniens in ganzen Waldungen vorkommt. Der Ol
export ist Jahr für Jahr ziemlich wechselnd. Hanf und das in vielen Gegenden
wild wachsende Espartogras wird exportiert. Hochwichtig ist der Weinbau.
Es wird sowohl Wein als auch Essig, Branntwein und Trauben exportiert.
Am besten gedeiht der Wein am Mittelländischen Meere. Dort sind der Xeres
und Malagawein, der Benicarlo und Alicante aus Valencia, der Malvasier
von Sitjes, der Tinto aus Aragonien die berühmtesten Sorten. Der Anbau
des Weinstockes wie das Keltern sind noch mangelhaft; exportiert werden nur
die südspanischen Weine, von welchen der Xeres als Sherry nach England, der
Malaga nach Westindien und Südamerika geht.
Die Tierzucht ist ebenfalls eine Hauptquelle des Volkswohlstandes. Die
ehedem hochberühmte Pferdezucht ist nach längerem Verfall wieder in Aufschwung;
namentlich das andalusische Pferd berühmt. Maultiere und Esel werden in vor
züglicher Qualität und großen Massen gezüchtet; Hornvieh hauptsächlich in den
nördlichen Provinzen. Die ehedem hochberühmte Schafzucht ist mehr und mehr
in Verfall geraten. Die berühmten Merinoschafe (Wanderschafe) leben immer
im Freien, im Sommer in den Gebirgsgegenden, im Winter in Estremadura.
Ziegen werden
Dieses Umherwandern war dem Ackerbau vielfach schädlich.
mehr als in irgend einem andern europäischen Lande gezüchtet; ihre Felle massen
haft exportiert. Auch die Schweinezucht liefert Produkte zur Ausfuhr, überhaupt
wird lebendes Vieh aller Art nach Portugal und England exportiert. Der
Seidenzucht wird hauptsächlich in Valencia sorgfältige Pflege gewidmet; die