Königreich Norwegen.
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ganz systematisch betrieben wird. Die Fische kommen unter verschiedenen Namen
in den Handel, teils an der Luft getrocknet als Stockfische, teils auf den Klippen
getrocknet als Klippfische, teils bloß gesalzen als Laberdan. Auch die Herings
fischerei ist sehr bedeutend und Hauptplatz für den Handel mit Heringen
Bergen. Im Eismeere wird von norwegischen Schiffen noch Robbenfang und
Walfischfang betrieben.
Neben Fischerei und Waldnutzung ist auch der Bergbau wichtig, leidet
jedoch unter Abnahme des Holzes. Eisen findet sich namentlich in den südlichen
Landesteilen; der Betrieb der Gruben ist zurückgegangen und die Eiseneinfuhr
fortwährend gestiegen. Kupfer wird zumeist im Norden des Gebirges gewonnen,
wo Röraas das bekannteste Werk. Der Silber=Bergbau namentlich in den
Werken zu Kongsberg, ehedem hochberühmt; auch Schwefelkies und Nickel; letz
terer in großen Mengen. Weniger wichtig ist der Bergbau bezüglich anderer
Produkte; besonders Steinkohlen scheinen nur ganz wenig vorhanden zu sein.
Große Torflager, die vorhanden sind, können bei zunehmendem Holzmangel
wichtig werden.
Industrie. Die Industrie ist gering, weil Fischerei, Waldwirtschaft, Berg
bau und Schiffahrt dem Spekulationsgeiste hinreichendes Feld bieten. Es werden
daher fast alle Fabrikate eingeführt. Für den Export arbeitet nur die Holz
industrie und die Bierbrauerei. Wichtig ist auch der Schiffbau, welcher auf
ungefähr 50 Werften jährlich über 140 Schiffe baut.
Handel. Von der Natur des Landes auf die Seefahrt angewiesen, hat
das norwegische Volk den Handel in glänzender Weise ausgebildet und nimmt
jetzt unter den seefahrenden Nationen eine der ersten Stellen ein. Einfuhr und
Ausfuhr sind stark im Steigen. Die wichtigsten Einfuhrartikel sind: Ge
treide, Mehl, Manufakturwaren, Rohstoffe und Maschinen, auch Kolonialwaren.
Die bedeutende Steigerung des Ausfuhrwertes hat ihren Grund hauptsächlich
in der Holzausfuhr und den erhöhten Holzpreisen. Ein spezieller Artikel der
norwegischen Ausfuhr, der immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist Eis.
Verkehrsmittel. Für den Landverkehr bieten die langen Winter und die
hohen Paßübergänge bedeutende Schwierigkeiten. Doch sind über 2000 Meilen
Straßen vorhanden, freilich nur zur Not fahrbar. Überall bestehen Stations
häuser mit der Verpflichtung, Pferde oder bemannte Boote gegen Gebühren zu
liefern. An Eisenbahnen hat man, wie in Schweden, normalspurige und schmal
spurige. Die wichtigsten Bahnen in Betrieb sind die von Christiania zur Ver
bindung mit Schweden. Die norwegischen Bahnen sind mit möglichster Berück
sichtigung für die gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnisse gebaut; die Stationen
äußerst einfach. 1886 waren 1562 km in Betrieb.
Mit Ausnahme Griechenlands ist Norwegen mehr als ein anderes euro
päisches Land auf den Seeverkehr angewiesen. Die Handelsflotte hat seit
dem gegenwärtigen Jahrhundert in erstaunlicher Weise zugenommen und betrug
(1884) 7884 Schiffe mit 1,5 Mill. Tonnen. Die Dampferflottille zählt schon
allein über 400 Schiffe. Norwegen dürfte jetzt den dritten Rang unter den
seefahrenden Nationen einnehmen. In Bezug auf Qualität sind die Schiffe
minder gut als die schwedischen, weil sie vorzugsweise für den Holztransport
gebaut werden; die Mannschaft aber gehört zu den besten Seeleuten der Welt.
Vorzügliches Lootsenwesen. Die norwegischen Schiffe besorgen nicht nur Ein
und Ausfuhr des eigenen Landes, sondern übernehmen auch Frachten in fremden
Meeren. Längs der Küste regelmäßige Dampfschiffahrt im Sommer; 13 Binnen
wasser werden mit Dampfern befahren.
Die Post zählt jährlich 19 Mill. Briefe; der Telegraph eine Länge von
7345 km Linien.
Kredit und Finanzen. Zur Beförderung des Kredits dient die nor¬