Handelsgeographie. Europa.
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ausgeführten Kolonialwaren stammen nicht nur aus den niederländischen, sondern
auch aus englischen Kolonien und anderwerts her. Kaffee kommt fast ganz
aus den ostindischen, nur zum kleinen Teil aus den westindischen Kolonien,
ebenso Rohzucker. Reis kommt weniger aus den niederländischen, als aus
den englischen Kolonien, Indigo aus Östindien, Zinn ebendaher, speziell von
Inseln Banka und Billiton.
den
Die wichtigsten Verkehrsländer sind: Großbritannien, Deutschland
Belgien, Rußland, die Vereinigten Staaten, Frankreich und Java.
Verkehrsmittel. Neben den oben erwähnten überaus reichlichen Wasser
straßen und seinen Meeresküsten sind die Landverkehrsmittel lange zurückgeblieben;
namentlich der Eisenbahnbau wurde vernachlässigt und erst spät in Angriff
genommen. Die wichtigsten Bahnen sind: die holländische Bahn zwischen
Amsterdam und Rotterdam mit Zweigbahnen; die niederländische Rhein
bahn von Amsterdam an die deutsche Reichsgrenze nach Emmerich mit Zweig
bahnen; die niederländische Zentralbahn von Utrecht nach Kampen und
die holländische Staatsbahn mit verschiedenen Linien. Die Flotte und
der Schiffsverkehr steht ebenfalls nicht mehr auf der Höhe von ehedem. Die
gesamte Handelsmarine umfaßt 634 Segelschiffe, und 106 Dampfer. Es
laufen jährlich über 4500 Segelschiffe ein und aus, worunter circa 1300 nieder
ländische, hierzu circa 4800 Dampfer, worunter gegen 1000 niederländische. Die
niederländischen Schiffe beteiligen sich auch lebhaft an der Frachtfahrt zwischen
fremden Häfen. Auch das ist indessen zurückgegangen. Wichtig ist die Binnen
schiffahrt, insbesondere auf dem Rhein. Der Rheinhandel gehört zu zwei
Dritteilen der Stadt Rotterdam an. Regelmäßige Dampferlinien befahren den
Rhein, die Maas- und die Schelde-Mündungen und gehen auch von Amsterdam
und Rotterdam nach einer Reihe der wichtigsten Seeplätze.
Die Post beförderte zuletzt 57 Millionen Briefe und enthält gegen 1267
Bureaux. Die elektrische Telegraphie, teils vom Staat, teils von Privat
unternehmungen getrieben, weist eine Linienlänge von circa 4700 km und
3 Mill. jährliche Depeschen auf.
Unter den Kreditanstalten ist die bedeutendste die niederländische Bank,
außerdem eine große Anzahl von Banken und Versicherungsgesellschaften aller Art.
Die Staatsausgaben waren schon im vorigen Jahrhundert ungemein
hoch und am Anfange des jetzigen Jahrhunderts noch ungemein gesteigert bis
in die neuere Zeit. Die Ausgaben für Verzinsung der Staatsschuld sind jetzt
etwas geringer geworden. Der Schuldenstand beträgt (1886) 1066 Millionen
Gulden an Kapital und 34 Millionen Gulden an Zinsen. Unter den Staats
Einnahmen sind besonders wichtig die direkten Steuern und die Accise, Stempel
und Enregistrement. Nur mit Hilfe der aus den indischen Kolonien fließenden
Millionen gelang es, das Gleichgewicht des Staatshaushalts aufrecht zu erhalten.
Münze, Maß und Gewicht siehe den Abschnitt über Münz-, Maß- und
Gewichtskunde.
Die wichtigsten Handelsplätze sind:
Eisen
In Nordbrabant, Hertogenbosch (Herzogenbusch), 25 500 Einw.,
Schuh
bahnknotenpunkt. Lebhafte Industrie in Gold- und Silberschmieden, Schmieden,
macherei, Zigarrenfabriken, Bierbrauereien, große Zimmerwerkstätten.
In Geldern: Arnhem, 46 200 Einw., Eisenbahnknotenpunkt, am rechten Rhein
gewerbfleißig; Handel mit Getreide, Vieh und Tabak; Speditionshandel.
ufer
In Südholland: ’s Gravenhage (Haag), 138600 Einw., Hauptstadt der
gehört zu
Niederlande, bildet mit dem benachbarten Scheveningen eine Gemeinde,
als Pro
den schönsten Städten der Niederlande; im allgemeinen mehr ein Luxusplatz
Teppich
duktionsplatz. Delft, 27 100 Einw., von vielen Kanälen durchschnitten;
fabrikation; Waffenfabrik. Leiden (Leyden), 44 600 Einw., alte und berühmte Stadt,