Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

Handelsgeographie. Europa. 
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Kanton Genf: Genf (Genève), mit Vororten 71 400 Einw., die bevölkertste 
und reichste Stadt der Schweiz, an der Südspitze des Genfer-Sees: großartige Industrie: 
Uhren, Spieldosen, Gold= und Silberwaren, Bijouterieartikel, mathematische und physi 
kalisch 
Instrumente, Seiden=, Woll= und Baumwollwaren, Leder= und Lederwaren, Luxus 
waren, Waffen und Porzellan. Die Lage ist eine ungemein günstige für den lebhaft 
betriebenen Handel; wichtig namentlich der Zwischenhandel mit Italien und Frankreich. 
Wechselgeschäft sehr ansehnlich; Banken, Handels- und Assekuranz-Gesellschaften; lebhafter 
Dampfschiffs- und Eisenbahnverkehr. Starker Fremdenzufluß. 
Das Königreich der Niederlande 
und 
mit 32 999 gkm und 4012 000 Einw., teilt sich mit England, Frankreich 
Belgien in den Vorteil der kommerziell günstigsten Lage unter den europäischen 
Staaten. Was England und Frankreich durch die größere Nähe des Atlantischen 
daß 
Ozeans voraus haven, wird den Niederlanden ersetzt durch den Umstand, 
Mitteleuropa und insbesondere Deutschland als ihr Hinterland erscheint und 
daß sie das Mündungsgebiet des zwar nicht größten, aber wichtigsten der euro 
päischen Flüsse besitzen. Die Bevölkerung, welche ziemlich unregelmäßig über 
das Land verteilt ist, ist germanischer Abstammung, doch wird neben der hol 
ländischen auch die französische Sprache viel gesprochen, in der Handelswelt auch 
deutsch und englisch. 
sich vom 
Die Niederlande bilden ein entschiedenes Flachland, welches 
Fortwährend wird um den Boden mit 
Meer nach Östen zu allmählich erhebt. 
dem Meere gekämpft und an der Westseite geht immer Land verloren, während 
.... 
an der Ostseite welches gewonnen wird. Infolge der unablassigen Thätigkeit 
des Meeres und der Flußmündungen ist die Küste nicht nur reich gegliedert, 
mit vielen vorgelagerten Inseln versehen, sondern auch, namentlich in der Pro 
vinz Seeland, in beständiger Neubildung und Zerstörung begriffen. Wo nicht 
Dünen hinreichenden Schutz gegen das Meer bieten, werden überall großartige 
Dämme gebaut, welche das Land netzartig überziehen. 
Die Bewässerung ist nicht nur sehr reichlich, sondern auch durch mensch 
liche Kunst sorgfältiger geregelt als in irgend einem anderen Lande. Hauptflüsse 
sind: Rhein, Maas und Schelde, sämtlich in vielverzweigten Mündungen 
ausgedehnte Fluß=Delta's bildend und für die Schiffahrt ungemein wichtig. 
er 
ser 
Hierzu kommen die zahlreichen Kanäle, welche das Netz der natürlichen Wa 
straßen vervollständigen. Die wichtigsten darunter sind der nordholländische 
Kanal, einer der bedeutendsten, die je gebaut wurden, und ungemein fre 
von 
quentiert; Süd=Wilhelm=Fahrt, ebenfalls stark besucht und jährlich 
etwa 7000 Schiffen, darunter 600 Dampfer, befahren; der Nordkanal; der 
Kanal von Lüttich nach Maastricht und verschiedene andere. Nur bei der 
flachen Bodengestaltung und dem großen Wasserreichtum war diese Kanalent 
wickelung möglich, und es wurde dadurch bewirkt, daß Flüsse, Kanäle und 
Meerstrecken als ein zusammenhängendes Netz erscheinen. 
Nohprodukte. Landbau wird sehr sorgfältig betrieben, aber der Boden ist 
nur stellenweise dafür geeignet und sein Ertrag ernährt die Bevölkerung nicht, 
so daß regelmäßig mehr Einfuhr stattfinden muß. Der Gesamtwert der Ernte 
beträgt jährlich 100—170 000 holländische Gulden. Viele Anstrengungen, um 
durch Dammbauten, Entwässerung und Drainieren Kulturland zu gewinnen, 
werden gemacht. Außer Getreide und Kartoffeln werden auch Handels 
pflanzen gebaut: Tabak, Krapp, Flachs, Rübsamen, Hopfen und Zichorien, 
verschiedene Sämereien u. s. f. Starker Anbau von Futterkräutern, blühen¬
	        
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