Full text: Lehsten, Carl von: Ueber die Aufhebung der Leibeigenschaft in Mecklenburg und deren günstige und ungünstige Folgen, nebst Vorschlägen zu Ausgleichung der letzteren

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Arbeit. Oft zwar erhält er diese durch Aufnahme in 
das Landarbeitshaus — denn der bestrafte Verbrecher 
soll nicht länger als Verbrecher betrachtet werden, sondern 
in einem neuen Leben wandeln — allein theils giebt der 
Entlassungsschein aus dieser Anstalt nicht viel mehr Ver 
trauen als jener, theils kommt der Aufgenommene mit 
manchen unverbesserlichen Corrigenden in so nahe Be 
rührung, daß die Nachtheile davon auch durch die muster 
hafteste Oberaufsicht nicht zu beseitigen sind und der 
Aufgenommene zu seiner Zeit aus diesem politischen Fege 
feuer vielleicht weniger geläutert hervorgeht, als er es 
1Kampf mit denen | 
betrat; immer aber noch denselben 
ihm entgegenstehenden Vorurtheilen, mit der allmächtigen 
öffentlichen Meinung durchzuführen hat, falls er den 
Vorsatz faßt und fest hält: ein ehrlicher Mann zu sein. 
Subjecten solcher Gattung bietet eine Versorgungs 
Anstalt der geschilderten Art einen ziemlich sichern Port. 
Sie finden Obdach und tägliches Brot, bei geregelter 
Arbeit und sorgsamer, aber milder Aufsicht — in so fern 
sie nicht strenge Behandlung verwirken, und können, wenn 
sie selbst wollen, wieder nützliche und in ihrer Art ge 
achtete Staatsbürger werden, wozu sie, nach der bis 
herigen Einrichtung, kaum einige Hoffnung haben. 
Unendlich große Schwierigkeiten stehen der Aus 
f1. 
führung dieser Vorschläge entgegen, allein so manche 
nützliche Anstalt, so manche mit großen Kosten und 
Schwierigkeiten verbundene Einrichtung ist schon zu 
Stande gekommen, daß man auch hier nicht an dem 
verzweifeln darf, was so hoch noth thut: der Mensch 
kann, was er ernstlich will, und wer, der sein Vaterland 
und seine Landsleute liebt, sollte dies nicht wollen! Wer 
hätte vor 26—30 Jahren an die Möglichkeit gedacht, 
an die Stelle der verrufenen mecklenburg'schen Wege
	        
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