482 Zweites Kapitel. Schuldverhältnisse aus Rechtsgeschäften.
IV. Besonderheiten beim Viehkauf75.
1. Überhaupt. Während im gemeinen Recht die römisch
rechtlichen Grundsätze auch für den Viehkauf durchdrangen, er
hielt sich für diesen in vielen Partikularrechten abweichendes
deutsches Recht?6. Auch in den neueren Gesetzbüchern und Spezial
gesetzen wurden meist die deutschrechtlichen Grundsätze durch
geführt"' oder doch in wesentlichen Punkten angenommen 78. Das
B.G.B. hat sich durchaus auf den Boden des deutschen Rechtes
gestellt?9. Seine Sondervorschriften gelten aber nur für den Ver
käufer in Verzug setzen. Auch kann er neben der Nachlieferung Ersatz des
ihm durch schuldhafte mangelhafte Leistung entstandenen Schadens verlangen.
75 Über das ältere deut. R.: Sachsenhauser, Die Lehre von der Nach
währschaft für verkaufte Haustiere nach deut. R., München 1856. Hoffmann,
Arch. f. prakt. R.W. IV (1857) S. 177 ff. Walther, ebd. N. F. VIII (1871)
3ff., 113ff. Mittermaier § 281 II. Gengler, Lehrb. I 371 ff.; D.P.R.
§ 118. Beseler § 112 III. Stobbe-Lehmann § 232 (mit weiteren Literatur
nachweisen). E. Huber, Schweiz. Privatr. IV 854 ff. —
Über Partikularrechte:
Haubold § 283; Heimbach § 147; Grefe II § 57; Reyscher II § 417;
Paulsen § 91; M. Hachenburg, Das Recht der Gewährleistung beim Tier
handel in Baden, Württemberg, Hohenzollern 1888; F. Kuby, Komm. zum
Bayr. Ges. v. 26. März 1859, 4. Aufl., 1892.— Heutiges deut. R.: K. Schneider,
Rechtsregeln des Viehhandels, 1899. W. Dieckerhoff, Gerichtliche Tier
arzneikunde 3, 1902. Krückmann, Anfechtung, Wandlung und Schadens
ersatz beim Viehkauf, 1904. Stölzle, Viehkauf“, 1913. Meisner, Vor
schriften über Viehgewährschaft2, 1908. Endemann §161°. Dernburg § 192.
Crome § 224. Matthiafs § 107. Cosack § 129. Enneccerus § 337.
76 Quellenstellen aus dem M.A. b. Kraut, Grundr. § 129 Nr. 1—12.
Frankf. Ref. II, 9 § 4 ff. Nürnb. Ref. II 16. Fränk. Stat. b. Arnold, Beitr. II
81 ff., 203 ff., 209 ff., 441 ff., 551 ff., 559 ff., 594 ff., 613 ff., 664 ff. Weitere Nach
weise b. Gengler, Lehrb. I 371 ff. Schweizer. Ges. b. Huber IV 854 ff.
77 Bayr. L.R. IV c. 3 § 23. Österr. Gb. § 924—927. Sächs. Gb. § 924—929.
Meining. Gewährschaftspatent v. 28. März 1781. Gotha. Mand. v. 29. März 1790.
Gr.Hess. G. v. 15. Juli 1858. Bad. v. 23. Apr. 1859 u. 16. Aug. 1882. Preuss. f.
Hohenzollern v. 5. Juli 1863.
Frankf. v. 9. Dez. 64. Kurhess. v. 23. Okt. 1865.
Württ. v. 26. Dez. 1861. — Schweizer. Kantonalrechte (vorbehalten in O.R.
a. 890) b. Huber III 726 ff.; jetzt durch das einheitliche Recht des neuen
O.R. a. 198 u. 202 ersetzt.
78 So in dem Mischrecht des Preufs. A.L.R. I, 11 § 179 ff., Anh. § 13—14
79 So schon Entw. I § 399—411. Trotz des Protestes der Tierärzte hat
das B.G.B. § 481—492 daran mit Recht festgehalten. Vgl. meine Schrift über
den Entw. S. 217 ff. — Über die Vorgeschichte des neuen Schweiz. R. vgl.
Öser zu a. 198. Hier hat schliefslich eine noch über das deut. R. hinaus
gehende Abschwächung der Gewährleistungspflicht gesiegt. Denn eine solche
besteht nur insoweit, als der Verkäufer sie dem Käufer schriftlich zugesichert
oder den Käufer absichtlich getäuscht hat.