über die Julianische Edictsredaktion.
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sicht schlechter wie eine latinische oder ein Municipium"8), dafür
entsteht aber auch durch die Manumission die höhere römische Frei-
heit. Ist also diese wegen eines gesetzlichen Hindernisses nur aus-
nahmweise zulässig, so sind Führungsatteste nothwendig, um die
erforderliche iusta causa zu begründen und ,zu beweisen. Diese
können, da sie die Kenntniß der Ortsverhältnisse voraussetzen, nur
von der Ortsbehörde ertheilt werden. Eine Bestimmung dieser
Art wird in der Lex Aelia Sentia nicht gefehlt haben. Sie kommt
aber erst heraus, wenn man etwa so ergänzt:
II. 1. cum Ilvir praefe]ct(us)ve de [e]a re COg\noverit
tum Ilvir praefectusve\
2. eius c(oloniae) ita uti lege Aeli[cc Sentia de ea re cautum]
3. est, d(ecreto) d(ecurionum) ad pr(aetorem) de ea
re re \ferre deque ea re renuntiare\
4. edicereque debeto eam [causam d(e) c(onsilii)
s(ententia) probatam esse.
Auf diese Weise wird wenigstens ein befriedigender Zusammen-
hang und eine wahrscheinliche Zeitbestimmung gewonnen. Das Gesetz
muß nämlich nach der Lex Aelia Sentia 757 der Stadt oder 4 nach
Christus, mithin zu Ende des Augusteischen Zeitalters gegeben
sein, womit die Accente und nach Mommsen's Versicherung die
Schriftzüge vollkommen übereinstimmen.
Daß es kein Coloniegesetz, sondern eine Römische lex rogata
oder data für die Augusteischen Bürgercolonien in Italien ist,
erhellt, abgesehen von allen andern Gründen, schon aus dem Um-
stande, daß Probus §. 3. n. 7. 8. 25 die Einzelbuchstaben M. E.
M. I). D. E. — municipibus eius municipii dare damnas esto,
C. E. C. = colonis eius coloniae und 8. F. 8. = sine fraude
sua aus Gesetzen und Plebisciten citiert. Allerdings ist die Aus-
fertigung auf eine bestimmte Colonie beschränkt, aber sie geschah
auf Grund eines stehenden Schema, dessen agrarisch - gromatische
Bestimmungen den Agrimensoren als Eex Augustiana oder Au-
gustea überaus geläufig finb.189)
188) Gell. 16, 13. 3. divus Hadrianus — Praenestinos — refert ma-
ximo opere a Tiberio imperatore petisse orasseque, ut ex colonia in
municipii statum redigerentur idque illis Tiberium pro ferenda gratia
tribuisse. Diocl. et Max. L. 1 C de emane, lib. (8, 49.)
189) Die Zeugnisse Hat Haenel im Corpus legum I pag. 30. 31 zu->
fammengestellt.