Full text: Zeitschrift für Rechtsgeschichte (Bd. 3 (1864))

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Schroeder,

doch ir vormunt und ir vogt; und ist si vrei, si muz doch
sein sein genözzinne, als si an sein pette gat, und gewinnent
(si) chint, dev hörent ze der ergern hant. Swenne
aver der man stirbet, so ist si ledich von seinem rechte
und behaltet recht nach ir gepurt, und nimt si man dar
nach, der vrei ist als si, so gewinnent si kint, als si selbe
ist." Der Schwabensp. (8. 67 b. W. 55. G. 55. §. 10) stimmt
hiermit fast wörtlich überein. Ueber das weitere Schicksal unsers
Rechtssprichworts erfahren wir hier aber nichts, da aus dem Schluß
der Stelle ersichtlich ist, daß dieselbe von der Ehe eines freien
Weibes mit einem Unfreien redet, bei welcher die Kinder der är-
gern Hand folgen sollen. Wir müssen diese Stelle daher als eine
Aendernng des Schlußsatzes von Ssp. 1,16 §.2 auffassen, welcher
weder in den Deutschen-, noch in den Schwabenspiegel ausgenom-
men ist. Es könnte hier noch auf Deutschensp. 60. 61 und Schwa-
bensp. L. 68. W. und G. 56. 57 §. 1 hingewiesen werden, da
beide das in jenem Schlußsätze von Ssp. I, 16 §. 2 vertretene
Prinzip gutheißen, allein jene Stellen sind bekanntlich dem römi-
schen Recht entnommen, was ja auch der „Meister Marcellus"
andeutet.
Ebenso wenig entscheidend für die Stellung unsers Rechts-
sprichworts im Deutschen- und Schwabenspiegel ist die Bearbeitung
von Ssp. I, 51 §. 2 im Deutschensp. 7ld (Schwabensp. L. 79
II D; W. 347): “Ein vreie vrawe mag gewinnen fünfhande
chint: eines daz ir genoz ist, also, ob ir man ir genoz ist.
Si mag gewinnen einen mittern vreien also, ob ir wirt ein
mitter vrei ist. Si mag gewinnen einen lantvreien oder ei-
nen lantsaezzen vreien, ob si einen lantsaezzen zu ir laet.
Si mag gewinnen einen aigen man, ob si einen aigen man
zu ir laet. Hie sei davon genfich geredt.” Die richtige Aus-
kunft gibt uns endlich Schwabensp. L. 70 b; W. und G. 57 §. 6
(Deutschensp. 62): **Ez ist nieman semper fri, wan des vater
und muter semper fri waren. Die von den mittel frien
sint geboren, die sint mittel frien. Und ist ioch diu muter
semper fri und der vater mittel fri, oder ist der vater sem-
per fri und diu muter mittel fri: so werdent diu kint doch
nicht wan mittel frien.” Hier ist also die Schranke zwischen
den verschiedenen freien Ständen anfgerichtet, die Ebenbürtigkeit
zur Ehe zwischen denselben hat aufgehört, mit ihr ist der Grundsatz

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