Full text: Archiv für bürgerliches Recht (Bd. 38 (1913))

164 Rotering.
beschränktes Bestreichungsgebiet zu haben scheinen, weil sie in
Folge des Ruhebedürfnisses vielfach an bestimmte Schlupfwinkel
gebunden sind, weil auch nicht jede Grundfläche ihnen gleich
vorteilhafte Bedingungen für die Befriedigung des Nahrungs-
bedürfnisses darbietet, oder aber sie die Nahrungsmittel nicht
an jedem anderen Orte gleich leicht zu finden in der Lage sind,
schließlich auch, wie die flüchtigste Naturbetrachtung zeigt, ihnen
an anderen Orten bald ihre Feinde, bald nur die auf dieselben
Nahrungsmittel angewiesenen Tiere derselben Gattung entgegen-
treten. Nicht zu gewagt erscheint daher die Behauptung, daß
inmitten des Waldes, fernab von dem Gehege selbst, Wild sich
in einer Lage befinden kann, welche ihm das Geschenk der natür-
lichen Freiheit allerdings darbietet.
Nun aber bedingt der Verlust der natürlichen Freiheit nicht
sofort auch das Bestehen der tatsächlichen Gewalt und damit
des Besitzes. Jene vielmehr ist davon abhängig, ob die Mög-
lichkeit des Ergreifens des einzelnen Stückes Wild keineswegs
in jedem Augenblicke, wohl aber in einer durch das wirtschaft-
liche Bedürfnis noch zulässigen Frist als geboten erscheint. Daraus
folgt zunächst: es muß dem Wilde die Fluchtmöglichkeit benommen
sein. Dieses auch, da solches ganz und gar doch niemals zu-
trifft, in dem Grade wenigstens, daß nach dem gewöhnlichen
Laufe der Dinge auf das Unterbleiben des Auswechselns zu
rechnen ist. Singuläre, vernünftigerweise nicht in Aussicht zu
nehmende antiökonomische Ereignisse werden hinweg gedacht.
Als besitzfeindliche Umstände erscheinen aber zunächst wieder
dir Unterbrechungen, die Lücken, Einsprünge in der Umfriedung.
Diese, auch so große, daß sie das Wild durchlassen, sind
nicht ausnahmslos solche Dinge, welche die Fluchtunmöglichkeit
beseitigen. Zum Teil werden sie von dem inmitten des Geheges
sich auslebenden Wild nicht bemerkt oder benützt. Fiihren sie
auf nicht bewaldete Grundflächen, so werden sie von den
Wildstücken nicht aufgesucht, welche im Dickicht ihr Dasein
zu verbringen pflegen. Sind die Umgebungen des Geheges
von Menschen besuchte Orte, so hält schon diese ihre Eigenschaft
ab. Die Waldeinsamkeit zieht an, der Menschenverkehr stößt
ab. In anderen Fällen aber pflegt das Wild auch wieder
zurück zu wechseln.

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