19.3. Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter bis zur Mitte des dreizehnten Jahrhunderts von W. Wattenbach. Eine von der kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen gekrönte Preisschrift. Berlin, bei W. Hertz (Bessersche Buchh.), 1858

442

Kurze Anzeigen.

Darstellung nicht erhellt; so würde z. B. die Procedur gegen den
ketzerischen Bischof Felir von Urgel, deren Foß mehrmals erwähnen
muß, erst durch eine solche Auseinandersetzung verständlich, und so
würden die fortwährenden Ausstände in Aquitanien und dem südwest-
lichen Frankreich durch einige Worte über das Verhältniß der Her-
zoge vom Stamme des Waifar und Lupus zu dem legitimen Haus
der Merowinger und zu der revolutionären Dynastie der austrasischen
Pipiniden erst den richtigen Sinn erhalten. Wo der Verfasser ge-
zwungen ist, den inneren Zusammenhang auseinander zu setzen, ge-
winnt die Darstellung sofort an Werth und Interesse: so erhält
namentlich das Verhältniß des Frankenreichs zu den spanischen
Saracenen durch dieß Buch eine wichtige und ziemlich neue Be-
leuchtung; der Feldzug Karls nach Spanien, den man häufig nur
aus religiös-ritterlichen Motiven erklärt hat (die bei seiner unge-
heueren „Geschäftsüberhäufung" wahrlich nicht ausreichen würden),
wird sehr erklärlich durch die Darstellung der fast unausgesetzten
Gränzkriege, in welchen die arabischen Wali's die fränkischen
Marken belästigten; die Darlegung der Schicksale und Verhältnisse
der Narea hispanica ist jedenfalls der wichtigste Theil der Schrift.
Interessant ist auch, was p. 10 —12 berichtet wird über die
Schwäche Ludwigs gegen seinen Adel, an den er schon in seiner
Jugend alle seine Güter verschleudert, über die Gegenbestrebungen
des Klerus und die Maßregeln Karls in dieser Sache, indem sich
von da aus über den Charakter Ludwigs und die Stellung des
Dienstadels und der Kirche zu Sohn und Vater tiefe Blicke thun
lassen.
München, im November 1858.
Dr. F. D.

8) Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter bis zur
Mitte des dreizehnten Jahrhunderts von W. Wattenbach.
Erne von der kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen gekrönte PreiS-
- schüft. Berlin, bei W. Hertz (Beffersche Buchh.), 1858.
Wer jemals die Quellen der älteren deutschen Geschichte im
Zusammenhang zu studiren unternommen hat, wird bei der leben-
digen Bewegung, welche in diesem Gebiet seit 4—5 Jahrzehnten