Full text: Kritische Ueberschau der deutschen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft (Bd. 6 (1859))

19.2. Ludwig der Fromme vor seiner Thronbesteigung, von Dr. R. Foß. Berlin, Enslin, 1858

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Kurze Anzeigen.

*) Ludwig der Fromme vor seiner Thronbesteigung, von
Di*. R. Foß Berlin, Enslin, 1858. 3 Bog.
Diese fleißige und gut geschriebene Monographie belegt wieder
einmal den Satz, daß in der germanistischen Rechts- und Geschichts-
forschung bei dem dermaligen Stand der Quellen nur eine streng
durchgeführte Arbeitstheilung fördern kann: gegenüber dem massen-
haften Stoff kann nur stückweise, aber dann auch erschöpfende Be-
arbeitung je Eines Quellenkreises zu wirklichen Fortschritten der
Wissenschaft führen.
Der Verfasser hat die chronistische Methode der Annalen-
schriftsteller befolgt und unter jedem Jahr die Quellenangaben über
seinen Helden hintereinander aufgestellt; er begleitet denselben von
seiner Geburt (im April oder Mai 778) bis zum Todesjahr Karls
des Großen (814) in der angegebenen Weise (p. 1—28) und gibt
dann (p. 28 — 48) anhangsweise zwei Ercurse: I. zur Kritik der
Quellen und zwar der vita Hludövici des Theganus und des
Petrus de Marea, II: zur Topographie, insbesondere bezüglich der
Feldzüge Ludwigs jenseits der Pyrenäen; eine Regestentafel und
ein Stammbaum Ludwigs bilden den Schluß.
Jene annalistische Methode wird nun aber immer den Nach-
theil haben, daß sie den Zusammenhang der Darstellung stört, ja
unmöglich macht, und dieß wird um so nachtheiliger wirken, wenn
der Gegenstand ein so mannichfaltiger ist, wie das Leben Karls und
seiner Söhne; auch bei einer minder äußerlichen Methode werden
sich in diesem Gegenstände harte Sprünge schwer vermeiden lassen:
die bloße Beachtung der Jahresfolge aber knüpft bald in Spanien,
bald in Sachsen, bald in Aquitanien den Faden an, um ihn sofort
wieder abreißen und kurz darauf von neuem aufnehmen zu müssen,
worunter Uebersichtlichkeit und Klarheit leiden müssen. Im Zusammen-
hang mit dieser Methode steht ein zweiter Uebelstand der Darstellung:
der Verfasser hat es verschmäht, die Verbindung der einzelnen Facta,
die er bespricht, mit ihren geschichtlichen Voraussetzungen hervor-
zuheben. Wenige Worte hätten dabei für den Kundigen genügt,
und dem Verfasser, bei seiner vollständigen Herrschaft über das
Material, geringe Mühe gemacht. So wäre gegenüber der herr-
schenden Ansicht von der Originalität der Ideen Karls die ganz
richtige Andeutung weiter auszuführen gewesen, daß Pipin (und

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