23.6.
Neue Gesetze, Verordnungen und dergl. des Reichs und der Einzelstaaten
23.7.
Sprechsaal
23.7.1.
Zum gegenwärtigen Stande der Braunschweigisch. Thronfolgeangelegenheit
(Dr. Kekule v. Stradonitz)
1127
1128
XVIII. Jahrg. Deutsche Juristen-Zeitung. 1913 Nr. 18.
andauernd zum Bewußtsein; sie werden noch lange an die
vom schönen Wetter begünstigten Tage von Kopenhagen
dankbar zurückdenken.
Der nächste Kongreß wird wahrscheinlich Ostern
1915 in Rom abgehalten.
Zur Feier des 25jährigen Bestehens und Festsetzung
des neuen Arbeitsprogrammes der Vereinigung findet in
den ersten Tagen des Januar 1914 eine Sitzung des ge-
samten Vorstandes in Berlin statt.
Staatsanwalt Dr. Rosenfeld, Berlin.
Neue Gesetze, Verordnungen u. dgl.
Die in [J-Klammem in Kursivschrift beigefügten Daten bezeichnen
den Zeitpunkt des Inkrafttretens der Gesetze usw.
Deutsches Reich: RkzlrBk. v. 15. 7. 1913, bt. d.
Eichordnung f. d. Binnenschiffahrt a. d. Elbe
[1. 10.1913] (ZB1. S. 692). - Ges. v. 22. 7. 1913, bt. Aend.
d. Schutzgebietgesetzes [1. 8. 1913] (RGBl. S. 599).
— Ges. v. 22. 7. 1913 ü. Angestelltenversicherung d.
Privatlehrer [1.1. 1913] (S. 600). — Rkzlr.Bk. v. 29. 7.
1913, bt. Regelung d. Luftverkehrs zw. Deutschland
u. Frankreich (S. 601). — Wehrgesetz f. d. Schutzgebiete
v. 22. 7. 1913 ]18 8.1913] (S. 610). - Ges. v. 29. 7. 1913,
bt. Entschädigung d. Schöffen u. Geschworenen [23. 8.
1913] (S. 617). - RkzlrBk. v. 2. 8. 1913, bt. Tagegelder
u. Reisekosten d. Schöffen u. Geschworenen [23. 8.1913]
(S. 618). - Ges. v. 29. 7. 1913 z. Abänd. d. Besol-
dungsgesetzes [1. 10. 1913] (S. 618). — RkzlrBk. v.
31. 7. 1913, bt. Vorschriften ü. Auswandererschiffe
(S. 620). - Ges. v. 8. 8. 1913, bt. Aend. d. Militär-
strafgesetzbuchs [23. 8. 1913] (S. 621). — RkzlrBk. v.
1. 8. 1913, bt. Aend. d. Zuckersteuer-Ausf.-Best.
(ZB1. S. 734).
Bayern: MBk. v. 24. 7. 1913 ü. d. Aend. d. Pferde-
aushebungsvorschrift (G.- u. VoBl. S. 435). — Kgl.
Vo. ü. d. Vergütung von Reisekosten an d. Vertrauens-
männer d. Ausschusses f. d. Wahl d. Schöffen u. Ge-
schworenen [23. 8. 1913] (S. 497).
Sachsen: Vo. v. 22. 7. 1913 ü. Herstellung, Auf-
bewahrung u. Verwendung v. Azetylen sowie ü. Lagerung
v. Kalziumkarbid (Azetylen-Verordnung) [8. 8 1914]
(G.-u.VoBl. S. 307).
Württemberg: MVf. v. 31. 7. 1913, bt. d. Zuschlag z. d.
Gerichtskosten u. Notariatsgebütiren(RegBl.S.207).
Baden: Vo. v. 18. 7. 1913, d. prakt. Ausbildung u.
Beschäftigung d. Lehramtspraktikanten bt. [30.7.1913]
(G.-u. VoBl. S. 463). — Ldsh. Vo. v. 29. 7. 1913, d. An-
stellung d. Stabsärzte bt.(S. 477). - Ldsh. Vo. 29. 7. 1913,
Vorbildung u. Prüfung d. mittl. Bibliothekbeamten
bt. (S. 479). - Ldsh. Vo. v. 5. 8. 1913, d. Landtags-
wahlen bt. (S. 481).
Sachsen-Weimar: MV. v. 4. 8. 1913 z. Ausführ. d.
Vorschriften ü. d. jurist. Prüfungen u. d. Vorbereitung
z. höheren Justizdienst (RegBl. S. 163). -
Mecklenburg-Strelitz: Vo. v. 14. 7. 1913, bt. d.
Unterricht in d. ritterschaftl. Landschulen [1. 10. 1913]
(Offiz. Anz. S. 217). - Vo. v. 6. 5. 1913, bt. Erlaß eines
Einkommensteuergesetzes u. eines Ergänzungs-
steuergesetzes nebst Anweisung z. Ausführ. d. Gesetze
[1. 7. 1914] (S. 229). - Vo. v. 16. 7. 1913, bt. Bauvor-
schriften f. d. Städte (S. 243).
Sachsen-Meiningen: Ges. v. 11. 7. 1913, bt. d. Ver-
mögenssteuer (Samml. d. Vo. S. 391). — Vo v. 30. 7.
1913, bt. d. erste jurist. Prüfung (S. 393).
Anhalt: MVo. v. 31. 5. 1913 z. Ausführ. d. Land-
tagswahlgesetzes (GesS. S. 239). — Gerichtsvoll-
zieher-Ordnung v. 10. 6. 1913 [1. 7. 1913] (S. 283).
— Vo. v. 23. 7. 1913, bt. d. jurist. Prüfungen u. d.
Vorbereitung z. höheren Justizdienste [1. 8. 1913] (S. 299).
ReuJß ä. L.: Ausf.-Vo. v. 28. 7.1913 z. Fortbildungs-
schulgesetz v. 23. 5. 1913 (GesS. S. 72). — RegVo. v.
29.7.1913, d. gewerbl. Verkehr mit Nahrungsmitteln bt.
(S. 77). — RegVo. v. 29. 7. 1913 ü. Einrichtung u. Be-
trieb v. Fleischereien (S. 79).
Hamburg: Ges. v. 16. 7. 1913 ü. d. Fortbildungs-
schulpflicht [wird noch bestimmt] (Amtsbl. S. 449).
Elsaß-Lothringen: Ges. v. 29. 7. 1913 ü. d. Aufhebung
einer d, Bezirkstage betr. Bestimmung (GesBl. S. 83).
Sprechsaal.
Zum gegenwärtigen Stande der Braunschwei-
gischen Thronfolgeangelegenheit« Während man bisher
mit einer baldigen Erledigung der braunschweigischen Thron-
folgeangelegenheit rechnete, sollen zunächst noch Verhand-
lungen mit dem Prinzen Emst August, Herzog zu Braun-
schweig und Lüneburg, eingeleitet sein, um ihn zu veran-
lassen, einen endgültigen, staatsrechtlich bindenden Ver-
zicht auf Hannover auszusprechen. Und zwar seitens
des Prinzen: für sich, seine Nachkommen und Nachfolger
in der Regierung. Dieser Forderung sei, so heißt es»
auch der Reichskanzler beigetreten. Die Weifenpartei habe
die Veranlassung zu dieser Forderung gegeben. Dieser
Nachricht gegenüber dürfte es von Wert sein, sich klar zu
machen, wie die augenblickliche Sach- und Rechtslage ist.
Herzog Wilhelm, seit 1830/31, starb am 18. Okt. 1884.
Er war der letzte seines engeren Stammes; sein Tod er-
öffnete der jüngeren Linie des Weifenhauses die Erbfolge
auf den Thron Braunschweigs. Im Herzogtume bestand
damals schon das Regentschaftsgesetz v. 6. Febr. 1879,
das, für den Fall einer Behinderung des Thronerben, einen
„Regentschaftsrat“ aus fünf Personen, nach Verlauf jedes-
mal eines Jahres aber, bei Fortdauer jener Behinderung,
die Wahl eines Regenten vorsah.
Bekanntlich ist das Vorliegen einer solchen „Behin-
derung“ seitdem seitens des Bundesrates gegen die Mit-
glieder der königl. Linie zu Hannover (jetzt Cumberland)
durch zwei Beschlüsse ausgesprochen worden (v. 2. Juli 1885
und v. 28. Febr. 1907); die Folge waren die Regentschaften
des Prinzen Albrecht von Preußen (gewählt am 21. Okt. 1885,
gest. am 13. Sept. 1906) und die noch bestehende des
Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg (gewählt am
28. Mai 1907). In diesen Beschlüssen hat der Bundesrat
zwei Grundsätze aufgestellt:
Erstens, daß die Regierung eines deutschen Bundes-
fürsten im Bundesstaat A, solange jener auf Gebietsteile
des Bundesstaates B Ansprüche erhebe, sich also in einem
„dem verfassungsmäßig gewährleisteten Frieden unter
Bundesgliedern widersprechenden Verhältnisse zum Bundes-
staate B befinde, mit den Grundprinzipien der Bündnisverträge
und der Reichsverf. nicht vereinbar sei“ (2. Juni 1885).
Zweitens, daß in diesem Falle auch die Regierung
eines anderen Mitgliedes des betr. Fürstenhauses im
Bundesstaat A „mit den Grundprinzipien der Bundesverträge
und der Reichsverf. nicht vereinbar sei, selbst wenn dieses
Mitglied gleichzeitig mit dem Verzicht der übrigen Mit-
glieder des Hauses auf die Thronfolge im Staat A für sich
und seine Deszendenz allen Ansprüchen auf Gebietsteile
des Bundesstaates B entsage“ (28. Febr. 1907). Und zwar
erfolgten diese Beschlüsse, weil der Herzog Ernst
August von Cumberland, Herzog zu Braun schweig
und Lüneburg, für sich und sein Haus fortdauernd sein
Recht auf das vorm. Königreich Hannover aufrechterhalten
und gewahrt hat. So am 10. Okt. 1884, so mittelbar am
2. Okt. 1906 und am 12. März 1907.
Seitdem ist Prinz Emst August, jetzt der einzige Sohn
des Herzogs von Cumberland, der Schwiegersohn unseres
Kaisers geworden, eine persönliche und förmliche Aus-
söhnung der Häuser Brandenburg-Preußen und Este-Welf
oder Cumberland ist erfolgt, der Prinz hat mit Genehmi-
gung seines Vaters seine Anstellung als Offizier im preußi-
schen Heere nachgesucht und erhalten, er hat dem Deutschen