Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Germanistische Abteilung (Bd. 23 (1902))

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Miscellen.

genommen worden, so erben des ersten ehegemahls erben oder ehe-
liche Linder und freund des lesten Verfassung in ligenden und varunden
sovil dessen nach der obrigkeit gehörender herm-forderung und ierer
gläubiger schulden abrichtung uberbleibet mit einander, nemblich ieder
tail halbs guet.
[4.] Wann aber testament und geschäfb vorhanden sein, so bleibet
es bei denselben wie sie lauten und was sie vermögen oder außweisen
unverendert, da sie anders mit recht und billichkeit alß nichtig nit
abgefochten und widertriben werden.
Das vierte capitl*
Auf ein bestimbt guet.
[1.] Wann aber zwai junge leuth zusamen hairathen, was nun die
braut dem breitigam zu freien hairatguet zubringt, das mueß er ier mit
sovil wieder erlegen und mit halb, soviel alß ier hairatguet ist be-
morgengaben, auch darumben den halben driten oder vierten tail auß
aller seiner varenden habe (darinnen er ime doch außziehen mag was
er will, das seinen erben oder hindern frei bleiben und nit darin ver-
standen werden soll) vermachen und verschreiben, alß exempl, ain
jungfraw praut bringt ihrem breutigam 100 fl. zu freiem hairatguet
zu, so mueß er ier dieselben mit 100 fl. widerlegen und mit 50 fl. be-
morgen gaben, das also ier zubringen, sein widerlag und morgengab
250 fl. bringt, das soll ier nach seinem abgang durch seine negste
erben oder freund vor allen andern gläubigem frei und unverhindert
sampt dem halben, driten oder vierten tail seiner varunden haab laut
des heirats - contract geraicht und gegeben werden, mittler weil soll
sie im besiz seiner gOeter bleiben und dieselbige nicht ehe abzutretten
schuldig sein biß sie allerdings abgefertiget worden, welcher abferti-
gung aber sie iederzeit wan deren von ier begert wördt statt zu thuen
schuldig ist.
[2.] Nimbt aber ein witber eine junkhfraw oder ein witwe einen
jungen gesellen, so muß das hairatguet duplirt und die morgengab
dem hairatguet gleich gemacht werden, und dan wann es zu fallen
kombt soll es mit abfertigung gehalten werden, wie negst hievor ge-
meldt und begriffen, oder der hairatsbrief so ainer aufgeriht wirdet
vermag und außweiset.
[3.] Wann nun der mann vor dem weib stirbet und das weib ob-
gehörter massen abgefertigt wirdt, so hat sie under dem herrn- und
adlstande die wiederleg nuer ihr leben lang unvertähnlich inzuhaben,
zu nözen und zu messen, und wan sie auch tods abgeet, so feit alsdan
dieselbe widerlag widerumb hinter sich auf ieres haußwirts negste
erben oder freund, er*) bette ier dan dieselbe im hairats- contract oder
sonderbarem testament oder einer ordentlichen donation verschafft
oder vermacht.
[4.] Wann aber das weib vor dem mann stirbt, so feit im sein
widerlag und morgengab, wofer sie die in ierem leben nit verschafft,

») hs. eß.

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