Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Germanistische Abteilung (Bd. 23 (1902))

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Miscellen.

Im Lande ob der Enns haben die Traktate Bernhard Walthers nicht
nur grosse Verbreitung gefunden, sondern auch zur Nachahmung an-
geregt, wie die zum Abdrucke gebrachte Abhandlung über das ehe-
liche Güterrecht erweist. Ganz im Geiste Walthers abgefasst, verräth
auch die Darstellungsform eine unverkennbare Anlehnung an die Be-
handlungsweise ihres Vorbildes.
Der Text beruht auf einer vom Herrn Landesgerichtsrathe Adolf
Ritter von Grosser für die SammlungJChorinsky besorgten Abschrift
aus dem Cod. User. Nr. 128 der bischöflichen Bibliothek zu Gleink
(Bl. 617d—625»). _

Von den hairaths-contracten in gmain.
Daß erste capitl.
Im erzherzogthumb Oesterreich ob der Enß werden dreierlai con-
tract gebraucht, alß der erst nach den landsrechten, der ander auf
gerent, so man köpf an köpf nent, und der drit auf bestimbte geld-
vermäht.
Daß ander capitl.
Nach dem landsbrauch.
[1.] Verschribend zwai eheleuth einander all ihr zusamen bringend,
auch mit und bei einander gewinent, anligend und varend guet durch-
auß gleich halbs sovil sie uber iere gläubiger uberig haben, wann
nun der aine tail stirbet und verläst leibserben oder sonst seitenfreund
hinter ime, so wirt des verstorbenen Verfassung aufs treulichst ge-
schäht, und seine gläubiger von ungeteilten guet sampt der grund-
obrigkeit gebürliche herr-forderung bezalt und abgericht. waß alsdan
über bleibet, das feit dem lebendigen halbs und des verstorbenen erben
oder freunden auch halbs. doch wo kinder verbanden, so hat das
lebendig, wan es bei der besizung des guet bleibet, der kinder halbes
guet unverthonlich inzuhaben und zue gemessen biß zu ierer vogtbar-
kheit. davon soll es die kinder ohne ieres guets schaden zu gottes-
furcht ehr und zucht auferziehen und mit aller leibs notturfb versehen
und underhalten biß sie ier narung selbs erdienen und gewinnen
mügen, alsdan zu ierer vogtbarkheit iederm sein gebürnuß gegen
landbreuchigen verzieht und quitung bezahlen, da aber kein kind
verbanden, so ist daß lebendige des verstorbnen negsten erben oder
freunden ihr gebürnuß halbs guet inner jarsfrist nach des verstorbnen
abgang zu bezahlen schuldig, eß könne dan mit gebeth lenger frist
bei innen erlangen.
[2.] Wo auch im heirats-contract nit bedingt worden noch beredt
noch beschlossen, das der lebendige tail bei der besizung des guets
bleiben soll, und dan die kinder oder negsten freund das anligund guet
in die besizung nemben wolten, so mueß sich das lebendige ehegemahl
Nachruf (Mittheilungen der dritten [Archiv-]Sektion der k. k. Central-
kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale 1. Band S. 221 ff., insbesondere 8. 233ff.).

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