Zur Gründungsurkunde von Posen (1253). 147
dann vielfach in Städten, die nach Magdeburger Recht lebten,
vorgenommen zu sein, ohne daß uns darüber Nachrichten
überliefert sind.1) Jedenfalls war auch in Posen die ehe-
malige 30 Schilling-Wette für causae maiores am Ende des
14. Jahrhunderts schon völlig ungebräuchlich geworden, da
Bernhard von Peisem sie einfach unverständlich fand und sie
durch eine Stelle erklärte, die nur die 8 Schilling-Wette
kennt. Diese 8 Schilling-Wette erschien ihm auch für causae
maiores angemessen, da sie ja immer noch die doppelte
Höhe der täglichen kleineren Wette hatte, während der
Culm, wie schon erwähnt, völlig nivellierend auch an Stelle
der früheren poena maior die kleine Wette von 4 Schillingen
gesetzt hat.2)
Weniger glücklich muß der Versuch Bernhards von
Peisem erscheinen, den letzten Satz des § 10 der Gründungs-
urkunde „et de iuramento sex denarios solvat“ durch c. 109
des ersten Teils des Posener Rechtskodex zu erklären, das
mit II 2 c. 22 des systematischen Schöffenrechts überein-
stimmt. Dort heißt es:
Was eydis man ane riehter nicht lazin mag.
Wo eyn man eynen eyt gelobit vor gerichte vor un-
billiche wort adir reufin, slan ader blutrunst, des enmag
man en nicht ledic gelazin, ys en sy denne des richters
wille.
Dieser Satz ist dem Magdeburg-Breslauer Recht von
1295 § 20 entnommen und auch in das Magdeburg-Gör-
litzer Recht von 1304 art. 59 übergegangen. Was damit
gesagt und verboten sein soll, ergibt sich deutlicher aus der
*) So erhielt z. B. die Stadt Goldberg in Schlesien von Herzog
Boleslaus III. am 21. September 1325 ein Privileg, das sich hauptsäch-
lich mit strafrechtlichen Anordnungen befaßt und u. a. in § 6 bestimmt:
„In penis, sire magnis sive parvis, nominatim eciam in penis, que
wlgariter wergeld dicuntur, parvis et magnis . . . damus predictis
civibus et ipsi civitati Goltberg omnia iura et statuta, quibus civi-
tas Legnizensis et cives nostri Legnizenses reguntur et que apud ipsos
servantur, que singulariter exprimere non possumus nominatim, dantes
ipsis liberam facultatem, eadem iura, ubicumque potuerint,
meliorandi cum consilio seniorum de civitate et cum pleno con-
sensu et arbitrio civitatis.“ — *) Vgl. oben 8.140 Anm. 2.
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