Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Germanistische Abteilung (Bd. 1 (1880))

9. Zur Geschichte der Miethe und Pacht in den deutschen und germanischen Rechten des Mittelalters

Zur Geschichte der Miethe und Pacht
in den
deutschen und germanischen Rechten des Mittelalters
von
Herrn Dr. jur. v. Brünneck
in Halle a. Saale.
§1.
Das in deutschen und germanischen Rechtsquellen auf-
gestellte Princip, dass, wenn der Eigenthumer eines Grund-
stücks sich verpflichtet, dasselbe einem Anderen zu überlassen,
es demnächst aber einem Dritten veräussert, der erste Contrahent
dem zweiten vergehen soll,1) fand auch in den Fällen An-

») Hamburger Stadtr. (Lappenberg, Hamb. R.-A. I.) v. 1270 I, 7:
So wor een man vordinget ofte vorkoft ofte to weddeschatte set weder
wegene syn erue enen manne edder twen, ofte so welker hande gut it
sy, ofte se twedracbtlich darumme worden, so we danne den ersten kop
edder den ersten weddeschat tugen mach, de schal den kop edder den
weddeschat beholden; v. 1292 c. III. v. 1497 6. III. Stader Stat. v. 1279
(Pufendorf, Obs. App. I. p. 171) I, 3. Altes Lübisches R. (Hach) cöd. III.
Thl. ,2 art. 249. Stadtr. v. Rremen v. 1303 ord. 69 (Oelrichs, Vollst.
Samml. alter u. neuer Gesetzb. der freien Stadt Rremen I, 8. 105)
v. 1428 II, 49 (a. a. 0. 8. 363) v. 1433. 46 (a. a. 0. 8. 469). Verdener
Stat. nach 1416 (Gengier, Deutsch. 8t.-R. 8. 507, auch bei Pufendorf
Obs. I App. p. 101—102) 70. Rigisch. R. v. 1542 (Oelrichs, Rremen 1773)
IV, 3. Vergl. Laband, Vermögensrecht!. Klagen 8. 273. Von ausser-
deutschen R. - Qu. sind hier die isländisch - norwegischen anzuführen:
Gragas, Landabrigtha-balkr c. XIII. Jarnsida Landabrigtha. Balkr
c. XVI Gulathingsgesetz 78 (s. die folg. Note). Dass in fränkisch-lango-
hardisclien Rechtsquellen seit Mitte des 9. Jahrhunderts dem früheren
Erwerber der Vorzug vor demjenigen, dem späterhin dasselbe Grund-
stück vom nämlichen Auctor aufgelassen wurde, anscheinend nur dann
zuerkannt wird, wenn mit dem Veräusserungsvertrage (traditio) ein Act
symbolischer Investitur verbunden ward, soll hier nicht bestritten
werden, (cf. Brunner, Jenaer Litteraturbl. 1876 Art. 439. Sohm, Fest-
gaben für Thöl 8. 103 ff.) Diese symbolische Investitur dürfte jedoch
lediglich als ein Bestandtheil der traditio, nämlich als der Ausdruck
symbolischer Abschliessung des Veräusserungsvertrages (z. B. durch
Uebergabe der festuca oder der carta) anzusehen, und ihr daher jede
selbständige Bedeutung der traditio gegenüber abzusprechen sein. Es
werden in. der von Brunner angeführten langobardischen Urkunde die

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