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flagellare abzuleiten (Wächter II. S. 1476; Diez 111), Natur von
natura u. s. w. —
Nachweisen läßt sich das Wort Gant zuerst in dem Stadtrechte
von Feldkirch an der Jll in Tyrol (Grimm, Wörterbuch IV. Abschn. 1
S. 1282). Dasselbe ist vollständig abgedruckt bei Mone, Zeitschrift
für die Geschichte des Oberrheins Bd. 21 S. 129 f., und enthält, wie
Mone nachweist, wenn auch die Sammlung erst in die Jahre 1376
bis 1399 zu setzen ist, gleichwohl weit ältere Rechtsgewohnheiten, welche
zum Theil dem ursprünglichen Stadtrechte des 13. Jahrhunderts an-
gehören. Der Titel CXX111 dieses Feldkircher Stadtrechts handelt davon:
„Wie man ain Pfand nach der statt gewonhait und recht mit
allen dingen verrechtfertgen und es darnach uff der gantt ver-
koffen sol."
Und wie gerade die in diesem Titel zusammengefaßten Vorschriften
älteres Recht enthalten, beweist der Eingang des § 1, welcher also lautet:
„Es ist och von alter her der statt gewonhait und
recht hin ze Veltkilch gesin und ist och noch hie recht,
wem Pfand hie geantwürt werdent, es syg mit gericht ald än
gericht, das der sin erstes Pfand, das im denn von ainer sach
oder gült wegen geben wirt, siben tag behalten sol und es
denn unserm stattamman nemmen und verdingen sol mit 2 D.,
und es darnach an dem achtenden tag uff die gantt schikken, ob
er wil, und es da öffentlich lässen ganten und verköffen nach
der gantt recht." —
Die folgenden vier Paragraphen beschreiben des Weiteren die Art
und Weise des öffentlichen Verkaufs und seine Folgen. Der wiederholte
Gebrauch der Worte „gantt, ganten, gantt-recht," der Wendungen
„auf der gantt verkaufen, auf die gantt bringen, schicken"
in diesem Titel des alten Stadtrechts beweist aber, daß schon damals
im 14. Jahrhunderte das Wort Gant in der Rechtssprache völlig ein-
gebürgert, ein bekannter technischer Ausdruck derselben war.
Die Bedeutung des Wortes an diesem Orte ist nicht sowohl der
gerichtliche Verkauf des Pfandes, als vielmehr das gesammte gerichtliche
Verfahren zur Herbeiführung dieses Verkaufs, wie aus dem Schluffe
des § 1 unzweifelhaft hervorgeht. Das Wort diente aber auch schon
damals zur Bezeichnung des Ortes, an welchem die Versteigerung statt-
fand und hatte endlich schon in früher Zeit ebenfalls die heutige Be-
deutung von Concurs. (Vergl. die Stellen bei Grimm und Lexer
a. a. O.) — Auch in Riederer's Spiegel der wahren Rhetorik von
1393, welches Buch uns leider nicht zugänglich war, aus dem aber bei
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