Full text: Zeitschrift für deutsches Recht und deutsche Rechtswissenschaft (Bd. 16 (1856))

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W. E. Wilda.

später in Warschau starb, hatte Einfluß auf seine Bildung; dieser
wies seine Schüler darauf hin, daß es weit weniger auf die Schul-
stunden als auf das eigene Arbeiten ankomme und regte zur Grün-
dung eines wissenschaftlichen Lernvereins an, der durch Wilda's
Bemühungen hauptsächlich zu Stande kam und bis jetzt auf der
Schule, immer wieder erneuert, fortbesteht. Diesem Verein, wel-
cher jede Woche zusammentrat, um Klassiker gemeinsam zu lesen
und Aufsätze, welche abwechselnd von den Mitgliedern geliefert
und in Cirkulation gesetzt wurden, zu kritisiren, verdankten die
Schüler (so schreibt mir ein würdiges Freund des Verstorbenen,
Prediger Dr. Geffcken) ungemein viel.
Krämer, an dem Wilda stets mit großer Liebe und Dank-
barkeit hieng, weckte in ihm den Wunsch, auf der Universität seine
Studien fortzusetzen und er nützte die schöne Zeit, die er in Göt-
tingen und Heidelberg verlebte , indem er 'besonders die geschicht-
lichen Vorlesungen gerne besuchte und neben dem römischen Recht die
germanistischen Studien liebgewann. Bei dem ausgcbildeten Hange
zu wissenschaftlicher Thätigkeit, welchem seine Reisen in den Norden
neuen Stoff zuführten, wollte ihm die Advokatur auf die Dauer
keine Befriedigung gewähren; aber auch in der akademischen Lauf-
bahn hatte er mit manchen Schwierigkeiten und Vorurtheilen zu
kämpfen. Erst in Breslau begann für ihn allmälig eine größere
Wirksamkeit. Diese und ein angenehmes kellegialisches Verhältniß
wirkten wohlthätig auf ihn, körperlich und geistig. Doch waren
seine Blicke stets nach der alten Heimath gerichtet und mehr als
jede andere Ehrenerweisung wäre ihm, wie er öfter äußerte, eine
Berufung an das gemeinsame Oberappellationsgericht der freien
Städte zu Lübek erwünscht gewesen. Die ruhigere, kollegialische
Arbeit würde seinen Kräften entsprochen und der Gedanke, an
Cropp's Stelle wissenschaftlich und praktisch sich nützlich zu machen,
seinen Ehrgeiz befriedigt haben.
In den Kämpfen der Jahre 1848 und 1849, woran theilzu-
nehmen Wilda sich als Bürger des Staats für berufen hielt,
hatte er wie manche Andere Kräfte zugesetzt. Nachher trat nicht
blos Ermüdung ein, sondern, wie es scheint, auch eine Abnahme
seiner Gesundheit. Das wissenschaftliche Hervorbringen wurde ihm
schwerer. Der tiefere Grund seines Leidens lag aber in einem
organischen Herzübel, welches als Folge einer akuten Herzkrankheit,

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