Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (4 (1914))

Literatur.

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„Zeitschrift für deutsches Recht“ 19 (1859) und hernach erweitert in
der „Zeitschrift für Kirchenrecht“ 4 (1864) und 5 (1865) niedergelegt.
Sein Hauptverdienst bestand in der ebenso klaren als gründlichen,
doch nicht völlig abgeschlossenen Schilderung der Herübernahme der
weltlichen Rügezeugen in das bischöfliche Gericht des Sends. Bedauer-
licherweise ist er aber über dessen Frühzeit hinaus zu einer Gesamt-
darstellung nicht gekommen. Nur in der 2. Aufl. der „Realenzyklopädie
f. prot. Theologie“ hat er noch eine allgemeine Übersicht gegeben. Was
sodann George Phillips im 7. Band seines weitangelegten Kirchenrechts
über Sendgerichte schrieb, ging über Dove nicht hinaus und war mehr
breit als tief. Weiterhin hat Maximilian Lingg in seiner Studie über
die „Geschichte des Instituts der Pfarrvisitation in Deutschland“ 1888
den Send mitberücksichtigt und dabei manch neue Beobachtung gebracht,
wenn er sich im großen ganzen auch nur in kurzen Andeutungen bewegen
konnte. Dann bescherte uns der Altmeister kirchenrechtsgeschichtlicher
Forschung Paul Hinschius in dem 5. Bande (1895) seines unüber-
troffenen „Kirchenrechts“ das Beste und relativ Ausführlichste, was
bis dahin für die Gesamtgeschichte des Sends geleistet worden war.
Namentlich überraschte er in den bekannt ausgedehnten Noten durch
eine Reihe bislang unbenutzter Quellenstellen und konnte so seiner
prägnanten Darstellung im Texte manch neue Momente einflechten.
Und doch ist auch er über vieles nicht ins klare gekommen. Selbst-
verständlich hat dann Albert Hauck in den einzelnen Bänden seiner
Kirchengeschichte dort, wo er die inneren Verhältnisse zu besprechen
hatte, auch der Sendgerichte gedacht, und ebenso selbstverständlich ist
es bei ihm, daß er wiederum neue Bausteine zu deren Geschichte, soweit
sie im Rahmen der behandelten Perioden lag, lieferte und die wissen-
schaftliche Erkenntnis förderte. Wie sehr er sich in den Stoff versenkte,
davon zeugt der von ihm völlig neubearbeitete, bedeutsam erweiterte
und quellenmäßig vertiefte Artikel über „Send“ in der 3. Auflage der
prot. Realenzyklopädie, Bd. XVIII (1903), neben der Übersicht bei
Hinschius das Gediegenste über den Send im allgemeinen.
Indes bei bloßen Übersichten und Lexikonartikeln konnte die
Sendforschung doch nicht stehenbleiben. Den bisherigen Arbeiten
über die Sendgerichte im ganzen mangelte in erster Linie, um weiter
ausgreifen zu können, die Grundlage genügenden Quellenmaterials. Nur
sporadisch waren da und dort Quellenstellen ausgehoben worden, kleinere
oder größere Sendstudien mit örtlicher Beschränkung waren dann und
wann erschienen; aber eine systematische Durchsuchung schon des
gedruckten Quellen- und Literaturstoffes, geschweige denn der hand-
schriftlieh-arehivalisehen Quellen hatte noch niemand vorgenommen.
Den ersteren bargen vornehmlich die Urkundenbücher aller Gattungen,
sodann die Zeitschriften und Jahrbücher allgemeinen theologischen,
juristischen und geschichtlichen oder lokalen Charakters; die letzteren
ruhten in Staats- und Stadt-, in Pfarr- und Ordinariatsarchiven. Dieser
Mangel an geordneter Sammlung des Materials brachte es mit sich,
daß über gar mannigfache Seiten des Sends und namentlich über dessen

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