Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (1 (1911))

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Max Conrat,

Präfekten gerichtete Konstitution vom Jahre 425 bezeigt, daß
der Pelagianismus um diese Zeit unter den Bischöfen Galliens
Bekenner fand1): aber auch noch später beschäftigt die
Häresie das katholische Gallien2), bis sie dann das sogenannte
Semipelagianische Dogma auslöste, das im Süden bedeutenden
Anhang fand und mit dem ‘Irrtum des Pelagius5 auf dem Konzil
von Orange vom Jahre 529 verurteilt wird.3) Erwägt man dies,
so könnte der Veranstalter der Sammlung mit der Aufnahme
der Sirmondischen Konstitution, neben der Absicht, ein nach
Gallien und gegen eine Häresie auf gallischem Boden ge-
richtetes Gesetz darzubieten, noch im besonderen bezweckt
haben, die kaiserliche Gesetzgebung gegen die pelagianische
und Semipelagianische Lehre vorzuführen, was dann die
Abfassung im südlichen Gallien und jedenfalls nicht lange
nach jenem Konzil, das, soweit ich sehe, auf gallischem
Boden die letzte Nachwirkung der pelagianischen Lehre dar-
stellt, nahelegt. Entstehung im südlichen Gallien, und etwa
zu gleicher Zeit verrät auch die Aufnahme der gegen die
Arianer gerichteten Gesetze (5, 59 u. 60): eine Bevölkerung
mit starkem arianischen Einschlag gab es in Gallien doch
nur auf dem Boden, wo die germanischen Stämme arianischer
Konfession Fuß gefaßt hatten, also im Süden4) und ins-
besondere in den ehedem westgotischen Landschaften und in
Burgund, und man mag vermuten, daß sich hier der Arianis-
mus nicht lange nach Eintritt der Länder in das katholische
System und insbesondere nach der Einverleibung in das
Frankenreich, und kaum über die erste Hälfte des sechsten

9 Wie mir scheint (vgl. z. B. Realenoykl. f. prot. Theol.3 XY 769;
Zimmer Pelagius in Irland 8.29), ist dieses Zeugnis vielfach unbeachtet
geblieben, was mit der irrigen Auffassung des Godofredus über die
Sirmondischen Konstitutionen im allgemeinen und die unsrige im be-
sondem (farrago ad 2, 64 sub a [p. 206]) in Verbindung stehen mag.
Es ist berücksichtigt z. B. in Gallia Christ, nov. III 1235 (n. 324).
— *) Vgl. Hefele, a. a. 0. II 125. 291. 676. — 3) MG. Concil. I, 46 sq.
u. Jaffe Regesta2 n. 875. Nach Arnold (vgl. S. 79 J) 8. 327 gab es
im 6. Jahrhundert in Frankreich noch eigentliche Pelagianer. Ältere
gallische Kanonensammlungen enthalten gegen den Pelagianismus ge-
richtete Aktenstücke (vgl. Maassen [vgl. S. 1008] I 490. 496. 546).
— 4) Vgl. Dahn, a. d. 8. 733 a. O. III 55: der Arianismus war im
Frankengebiet unvertreten.

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