Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (8 (1918))

Die Säkularisation des Ritterstifts Odenheim in Bruchsal. 153

sterium des Äußeren in Karlsruhe unter von Hacke war für die Gewäh-
rung des Gesuches, da „man diesseits auf diesem Gebot nicht strenge
bestanden und es nur retorsionsweise ausgeübt habe, Nassau sich zum
Reziprokum erbietet und Art. 15 der Deutschen Bundesakte, zwar noch
nicht in vim legis publiziert, besagt, daß die dom- und reichsstiftischen
Pensionäre ihre Pensionen in jedem deutschen Staat ohne Abzug ver-
zehren dürfen". Damit war das Finanzministerium ganz einverstanden
(21. März 1816). Schütz lebte als Subdiakon in Camberg, war „ungemein
fromm und wohltätig" und starb dort am 22. Januar 1847.1)
10. Prädikator und Kanonikus Johann Adam Gärtler.
Geboren 1731 in Aschaffenburg, erhielt er 1781 durch Prä-
sentation des Stiftskapitels die Prädikatur in Bruchsal.
In erster Reihe war er Prediger an der Stiftskirche und als
solcher zur ständigen Residenz verpflichtet. Zum Zwecke
der Auszeichnung gehörte er stiftungsgemäß auch dem Ka-
pitel des Ritterstifts an, wo er rechtlich den letzten Platz
innehatte und nie zu einer Dignität gelangen konnte. Seine
beständige Anwesenheit und seine hervorragende wissen-
schaftliche Bildung gaben ihm tatsächlich erhöhte Be-
deutung.
Seine Stelle, ein Predigerbenefizium mit einer inkorporierten Stifts-
präbende, unterlag nicht der Säkularisation, sondern wurde als Seel-
sorgepfründe durch den RDH in dem Fortbestand bestätigt. Im Jahre
1806 sah sich der 75jährige Prediger infolge von Schwindelanfällen ge-
nötigt, die Bruchsaler Kapuziner mit seiner Stellvertretung zu betrauen,
die später an den Stadtpfarrer überging. Gärtler blieb geistesfrisch und
lebte dem Studium. Namentlich widmete er den kirchlichen Vorgängen
in der Zeit des Wiener Kongresses, als die notwendig gewordene Neu-
organisation der Kirche in Deutschland zur Ausführung kommen mußte,
seine ganze Aufmerksamkeit. In treuem Festhalten am apostolischen
Stuhle als dem Mittelpunkt der Kirche und seinen daraus fließenden
Rechten, trat er der staatskirchlichen Richtung entschieden entgegen,
welche von der rationalistischen Theologie begründet und vom Primas
Dalberg und seinem Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg in
Konstanz begünstigt wurde. Hochbetagt starb Gärtler am 11. Dezember
1818 in Bruchsal.2)

*) Nach freundlicher Mitteilung des Dekans Dr. Bertram in Camberg.
2) Vgl. Wetterer, Johann Adam Gärtler, Prediger und Kanonikus
an der Stiftskirche in Bruchsal, im „Katholik“, 4. Heft 1918, S. 245 ff.

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