Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (2 (1912))

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Rudolf Köstler,

von Oblaten als Hostien, die dann von selbst im Munde
zerflossen.
Nach den übereinstimmenden wiederholten Angaben der
Formeln sollte das Brot für die Bissensprobe Gerstenbrot
sein. Das Verbot der Säuerung dürfte wohl nicht allgemein
bestanden haben; denn cs gibt so manche Ritualformel, die
sehr ausführlich spricht, die Säuerung des Brotes aber nicht
verbietet.1) Ähnlich wie bei. der Eucharistie wird wohl —
örtlich oder sonst verschieden — bald gesäuertes, bald un-
gesäuertes Brot verwendet worden sein. Doch wird letzteres
schon in einer der ältesten Formeln erwähnt.2) — Warum
die Probe gerade mit Gerstenbrot erfolgte, darüber zerbrach
sich schon Du Cange3) den Kopf. Vermutlich stammt
dieser Brauch von der montanistischen Eucharistie. Ob diese
mit (ungesäuertem) Gerstenbrot begangen wurde, wissen wir
freilich nicht bestimmt, doch hat es Reinach durch seine
Untersuchungen über ‘das galatische Brot’ wahrscheinlich
gemacht. Der genannte Gelehrte sieht nämlich in dem
berühmten heiligen Brot, das Galatien nach dem Ausspruche
eines unbenannten Schriftstellers aus der konstantinischen
Zeit charakterisiert, das Opferbrot der Großen Mutter Kybele.
Wie nun Montan, der einstige Kvbelepriester, so manche
phrygische Idee — Prophetie und Ekstase, Askese und
Xerophagien — in sein Christentum hineingetragen hat, mag
er auch das Opferbrot übernommen haben: Ungesäuertes
Gerstenbrot.4) Hierfür können verschiedene Beweggründe
maßgebend gewesen sein. Vor allem war das Gerstenbrot
damals noch das hauptsächlichste Nahrungsmittel und spielte
auch späterhin bei den Kelten noch eine gewisse Rolle.5)
Zudem mögen die Montanisten, die in Phrygien mitten unter
Juden0) wohnten und sich als die Altgläubigen ausgaben,
Gerstenbrot als das Symbol des Judentums7) für ihre Abend-
5) Vgl. die fr. Formel A, 32; B, XI 3; XV 4. — -) Vgl. die fr.
Formel A, 27. — *) Glossarium, II, ‘Corsned’, p. 584. — 4) Reinach,
Tain galate’, p. 225, 227 et 232. — 5) Reinach, Tain Galate’, p. 239. —
®) Über die Juden in Phrygien: W. M. Ramsay, The cities and bishop-
rics of Phrygia, . . . 1,2, Oxford 1897, p. 667 ff. und Harnack, Mission,
I*, S. 2. — 7) De Waal, ‘Brot, eucharistisches’ (Realenzyklopädie der
christlichen Altertümer hgg. von F. X. Kraus, I, Freiburg i. Br. 1882),
8.172.

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