Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (2 (1912))

Der Anteil des Christentums an den Ordalien.

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Gott ihm dieses Gebot der Enthaltsamkeit eingegebön habe
und fügt bei, daß anderenfalls der Leib Christi ihm in der
Kehle stecken bleiben und ihn ersticken solle.1) Der Abt
genoß sodann das Abendmahl ohne Anstand, fand aber trotz-
dem keinen Glauben. In diesem Falle liegt also ein Eid
vor und im Anschluß daran eine Kommunion, deren un-
würdiger Genuß von Gott sofort mit dem Tode bestraft
werden solle. Das Abendmahl stellt sich demnach hier als
ein Zwitterding zwischen Gottesurteil und Gottesgericht dar
und entspricht somit dem ordalhaften Eide. Mag Tritten-
heims Bericht auch unglaubwürdig2) und die Probe tatsächlich
vorgenommen worden sein oder nicht, ganz aus der Luft
gegriffen ist es doch nicht, daß nach damaliger Anschauung
die Unfähigkeit, die Eucharistie ohne Anstand zu sich zu
nehmen, die Schuld bezeugen solle.3)
Von dem, was sonst an Quellen für das Gottesurteil
des Abendmahles angeführt wird4), meist aber nicht stich-
haltig ist, sei nur auf eines verwiesen; es ist das der 15. Kanon
des Wormser Konzils v. J. 868.5) Er lautet:
„Saepe contingit, ut in monasteriis furta perpetrentur

*) „Et si aliter est quam dixi et iuravi, tunc hoc Domini nostri
Iesu Christi venerabile corpus non pertranseat guttur meum,
sed haereat in faucibus meis, strangulet me, suffocet me
ac interficiat me statim in momento.“ lohannis Trithemii Spanhei-
mensis... opera historica, pars II (Chronica insignia duo), Franco-
furti 1601, p. 118, a. 1124. Während hier der Vorgang ausführlich ge-
schildert wird, findet sich in der Ausgabe des Chronicon Hirsaugiense
von 1690 (Ioannis Trithemii Spanheimensis annales Hirsaugienses ed.
J. G. Schlegel, I, 8. Galli 1690, p. 381 sq. ad a. 1124) nur der kurze
Vermerk der Eidesleistung und der Kommunion des Abtes. — *) Über
des Verfassers Unglaubwürdigkeit siehe (G. H. Klippel) Hauck ‘Tri-
themius1 (H. H., Realenzyklopädie XX *, Leipzig 1908), 8. 134. — *) Ganz
wertlos ist vielleicht auch der noch heute in Schwaben herrschende
Aberglaube nicht, daß der, in dessen Munde die Oblate des hl. Abend-
mahls nicht zergeht, ein großer Sünder sei: A. Wuttke (E. H. Meyer)
Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart8, Berlin 1900, S. 217
(304). — *) Concilium Wormatiense (868), can. 10 et 15; concilium
Triburiense (895), c. 21 sq.; ferner VIII, Aüthelred 19 ff. (1014) — I, Cnut,
5 ff. (1027/34); vgl. dazu oben S. 2111. — 8) Sacrorum conciliorum
nova et amplissima collectio... ed. J. Mansi, XV, Venetiis 1770,
coi. 872.

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