Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (5 (1915))

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Albert Werminghoff,

zahler war als Antrieb zu Leistungen willkommen, das Maß
aber der Strafen für die Säumigen war sicherlich zu hoch
angesetzt, da es nicht mit jenem Widerstand rechnete, der
gegen den Klerus auch im Reiche gerade durch die Hussiten-
not geweckt worden war.1) Die Verordnung des Legaten
hielt sich zwar innerhalb der Grenzen, die ihm als Vertreter
des Papstes gesetzt waren2), ließ ihn aber als Gesetzgeber
für die Zwecke des Reiches neben dem Reichstag erscheinen.
Sie brachte Erweiterungen des Reichsgesetzes, das ihnen
dadurch das Urteil gesprochen hatte, daß es die ähnlichen
Wünsche jener Entwürfe sich nicht zu eigen machte. Sie
mochte dem an sich guten Willen Heinrichs von Winchester
entspringen, war zugleich aber getragen von übertriebenen
Hoffnungen auf die Wirkung derartig einseitiger Machtgebote
im innerlich zerklüfteten deutschen Reiche. Erhalten sind
Ausfertigungen des Erlasses an die Erzbischöfe von Bremen,
Mainz und Salzburg3), erschließbar solche an die Erzbischöfe
1) Bezeichnend für die Stimmung weiter Kreise gegenüber der
Geistlichkeit sind u. a. die Urteile der sog. Reformation des Kaisers
Sigmund herausg. von H. Werner. Berlin 1908 und die des Eberhard
Windecke in seinen Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Zeitalters
Kaisers Sigmunds, teilweise zusammengestellt vom Herausgeber W. Alt-
mann S. XLV Anm. 16. Angeführt seien nur zwei Stellen; § 287
8. 238f.: Also stunde es in der cristenheit mit der pfaff heit: wo man etwas
böses horte oder krieg, wer diit das? Der bischof, der dumprobst, der herlich
dechen, der pfaff, und woren die leien von den geistlichen so sere überladen,
das es nit wonder wer gewesen, hette es Qot nit selber versehen, das die Hussen
und ketzer etwas vil grosser und vil sterker worent gewesen, wanne solichs
unbillichs zuvast vil uf ertrich alumbe und umbe was. § 410 S. 380: Die
almusen (d. h. die Geistlichen, urspr.: Chorkappen der Geistlichen) doten
den grösten schaden und machten den grösten krieg in allen Dutschen landen;
darurnb gab ich den Hussen am ende recht, die meinten, das, wanne man
in nut gebe und ouch neme und sie hielte also pfaffen, so möcht man jriden
gemachen.
2) Heinrich von Winchester bezeichnet^ sich nicht ohne Absicht
als per universam Germaniam, Ungarie Bohemieque regna ac in causa
fidei per universum orbem apostolice sedis a latere legatus, ebenso auch
in der sofort zu besprechenden Urkunde vom 16. Februar 1428, in der
er seine neuen Weisungen auf die auctoritas legacionis qua fungimur stützt.
3) Vgl. RTA. IX, S. 113, 116 ff. Es lohnt nicht, im folgenden
regelmäßig die genauen Daten der einzelnen Stücke anzumerken; in ihrer
Mehrzahl gehören sie dem Jahre 1428 an.

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