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Rudolf Schäfer,
Das Obertribunal Stuttgart stellte im Erkenntnis
vom 6. November 18461) fest, daß zwar das römische Recht
weder eine Klage auf Erfüllung des Verlöbnisses noch eine
Interessenforderung wegen Nichterfüllung kenne, dagegen
das kanonische Recht eine Klage auf Vollziehung der Spon-
salien und zu diesem Zwecke Zwangsmittel kenne, die
Praxis aber wegen der Unzuträglichkeit eines absoluten
Zwanges zur Eingehung einer Ehe nur dem unschuldigen
Teile eine billige, mit Rücksicht auf die beiderseitigen Ver-
hältnisse im ganzen nach richterlichem Ermessen fest-
zusetzende Abfindungs- oder Genugtuungssumme zuspreche.
Im Erkenntnis vom 24. Juni 18472) kam das Ober-
appellationsgericht Dresden zu dem Ergebnis, „daß
ein Meineidiger nicht weiter zum Eide zuzulassen sei, und
daß bei der von richterlichen Amts wegen zu bewirkenden
Anwendung dieses durch die Heiligkeit des Eides, sowie
durch die Verpflichtung, der Leistung von Meineiden tun-
V tit. 38 § 48f.; Hommel, Rhaps. I obs. 211 s. v. clericus.; Pr. Allg.
Landr. II tit. 11 §80—82 und d. Urteil d. Reichsger. 3. Zivils, v. 8. Juni
1883; Seuffert, 1. c. 39 nr. 58 S. 91 f.
*) Seuffert, 1. c. 7 nr. 59 8. 77f. cf. d. Erk. desselb. Ger. v.
17. September 1852 eod. u. d. Reichsger. v. 30. September 1897, s. vor-
hin S. 350f. d. Unters.
2) 1. c. 2 nr. 338 S. 428f. cf. noch d. Erkk. d. Oberappell. - Ger.
Darmstadt v. 26. Juni 1853 1. c. 7 nr. 128 S. 154f.; d. Oberappell.-Ger.
Dresden v. 1. Mai 1853 eod., das noch auf c. 2 c. 22 qu. 2; c. 14 X. 2, 23
und c. 1 X. 5, 34 Bezug nimmt; d. Oberappell.-Ger. Jena v. Januar 1861
1. c. 14 nr. 258 S. 419ff., das c. 14 c. 22 qu. 5; c. 36 X. 2, 24; c. 1 X. 5,
35 und c. 54 X. 2, 20 unter eingehender Würdigung heranzieht; d. Ober-
appell.-Ger. München v. 8. Februar 1834 und 18. Dezember 1840; d.
Oberappell.-Ger. Cassel v. 12. November 1859 eod. S. 423f. und v.
31. März 1862 1. c. 18 nr. 65 8. 98f.; d. Oberappell.-Ger. Rostock v.
14. März 1864 1. c. 19 nr. 279 S. 434f.; d. Obertribun. Berlin v. 28. No-
vember 1867 1. c. 21 nr. 167 8. 293 (die Bestimmungen des kanon. Rechts
sind nicht auf die auszudehnen, die nur wegen versuchten Meineides
verurteilt sind); d. Oberappell.-Ger. Dresden v. 2. Januar 1868 1. c. 22
nr. 94 8.140; d. Oberappell.-Ger. Wolfenbüttei v. 6/27. November 1868
1. c. 23 nr. 79 8.130f.; d. Oberappell.-Ger. Rostock v. 25. Juni 1866 eod.
nr. 85 S. 1391; d. Reichsoberhandelsger. v. 9. Oktober 1871 1. c. 26
nr. 194 8. 299 ff. unter eingehender Würdigung der einschlägigen Stellen
des kanon. Rechts; das von der Göttinger Juristenfakultät verfaßte
Gutachten vom Oktober 1870 1. c. 31 nr. 78 8. 100 ff.