Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (5 (1915))

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Rudolf Schäfer,

Auch das Oberappellationsgericht Jena erklärte
in dem Erkenntnis vom 22. November 18451), daß „der
Grund der Verbindlichkeit des unehelichen Vaters zur Er-
nährung des aus seinem Beischlafe erzeugten Kindes nach
unbestrittenem, auf das kanonische Recht sich gründenden
deutschem Gerichtsgebrauch in der Paternität beruhe und
die Verbindlichkeit mit der Zeugung“ entstehe2), und das
Oberappellationsgericht Kiel sprach in dem Erkennt-
nisse vom 25. Januar 18453) aus, daß „Verlöbnisse im all-
gemeinen unter den rechtlichen Regeln für Verträge über-
haupt stehen, und eine nach Eingehung des Vertrages ein-
getretene Veränderung der Umstände den Verpflichteten
nur dann berechtigt, von dem Vertrage zurückzutreten,
wenn diese Veränderung einen Umstand betrifft, welchen
entweder die Natur des Vertrages oder besondere Ver-
abredung der Parteien dergestalt wesentlich erfordere, daß
ohne ihn der Vertrag wegfällt“, dieser Fall aber nicht vor-
liege, „indem auch das körperliche Übel4) des Beklagten
nicht zu denjenigen Krankheiten gehöre, welche nach den
Gesetzen, namentlich nach c. 25 X 2, 24 und c. 3 X 4, 8
appeli.-Ger. Jena v. 10. Dezember 1869 eod. nr. 103 S. 163 f.; der auf
Satisfaktion belangte Stuprator kann aber nach d. Erk. d. Oberappell. -
Ger. Celle v. 10. November 1871 auf Grund der auf c. 1 X eit. aufgebauten
gemeinrechtl. Praxis die Einrede der Verführung durch die Stuprata
Vorbringen und damit die Klage elidieren, cf. d. Erk. des selb. Ger. v.
10. Juni 1872 1. c. 27 nr. 37 8. 55f.; d. Oberappell.-Ger. Darmstadt v.
10. Februar 1857 eod. nr. 233 8. 374f.; d. Oberappell.-Ger. Lübeck v.
8. März 1870 eod. nr. 261 8. 432f.; d. Obertribun. Berlin (undat.) 1. c. 30
nr. 33 8. 51f.; d. Plenarurteil d. oberst. Gerichtsh. für Bayern v.
24. Februar 1875 1. c. 31 nr. 1 8. lf.; desselb. Ger. v. 17. April 1875 eod.
nr. 319 8. 407; d. Obertribun. Berlin v. 5. Oktober 1878 1. c. 34 nr. 242
S. 251 ff.; v. 4. März 1879 1. c. 35 nr. 28 8. 47f.; d. Oberappell.-Ger.
Wolfenbüttel v. 30. Mai 1879 eod. nr. 27 8.448.; d. oberst. Gerichtsh.
für Bayern v. 30. März 1880 1. c. 35 nr. 267 8. 388f.; d. Oberland.-Ger.
Hamburg v. 19. Oktober 1889 1. c. 46 nr. 99 8. 156.
x) 1. c. 5 nr. 290 8. 397 f.
2) 1. c. 8. 397. cf. Glück, Erläuter. zu den Pand. 28 8. 183. 201;
auch d. Erk. d. Oberappell.-Ger. Lübeck v. 19. April 1845 1. c. 4 nr. 255
8. 423 und vorhin 8. 349 f. d. Unters.
3) 1. c. 5 nr. 293 8. 401 f.
4) Schwerer Bruch, der ihn zu schweren Arbeiten als Tagelöhner
und daher zur Ernährung einer Familie untüchtig mache.

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