Volltext: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (9 (1919))

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Wilhelmine Seidenschnur,

erteilt hatte, nur wird in der Urkunde des Königs als Ort
des neuen Bischofssitzes ausdrücklich Gurk bezeichnet.1)
Am 6. Mai 1072 vollzog Gebhard die Gründung des
Bistums Gurk.2) An diesem Tage setzte er Günther als
Bischof ein und weihte ihn in Gegenwart und unter Mit-
wirkung der Bischöfe Altwin von Brixen, Ellenhard von
Freising und Candian von Istrien.3) Die Bischöfe Otto
von Regensburg und Altmann von Bassau hatten ihre Zu-
stimmung zur Ordination schriftlich gegeben. Vor der

1) Mon. Carinth. I, 8. 74, nr. 30. Es ist anzunehmen, daß Geb-
hard schon 1070 bei der Anfrage an den Papst Gurk als Bischofssitz
in Aussicht genommen hatte, Mayer, 1. e., 36, Mon. Carinth. I, S. 4.
Man kann vielleicht vermuten, daß damals noch das Nonnenkloster
bestand, weshalb Gebhard Gurk nicht geradezu als Bischofssitz be-
stimmte; doch da er die baldige Auflösung des Klosters voraussah, wollte
er sich immerhin schon der päpstlichen Zusage versichern. Erst auf
der Mainzer Synode hat er dann Gurk selbst genannt.
2) Die Frage, weshalb Gebhard gerade das in einem Seitental
etwas abgelegene Gurk zum Bischofssitz bestimmte, beantwortet Jaksch
dahin, Mon. Carinth. I, S. 4, daß die Salzburger Kirche in und um Gurk
Güter besaß, die ihr König Ludwig 864 geschenkt hatte zu dem Zweck,
von diesen, sobald der Erzbischof in bischöflicher Mission nach Kärnten
käme, seinen Unterhalt zu beziehen, Mon. Carinth. I, nr. 1; Reg. Imp.
I2, 1454. Da Gebhard diese Güter, die den Erzbischöfen später in den
königlichen Besitzbestätigungen mit zuerkannt worden sind, auch zur
Dotierung des Bistums verwandte, deshalb sei hauptsächlich Gurk als
Bischofssitz bestimmt. Diese Erklärung halte ich für gekünstelt und
auch die Annahme für unwahrscheinlich, daß die Salzburger Erzbischöfe
genau wußten, zu welchem Zweck ihnen die einzelnen Güter geschenkt
worden waren. Folgende Erklärung scheint mir richtiger zu sein: Da
Gebhard die Besitzungen der Hemma zur Ausstattung des Bistums
benutzen wollte, diese Besitzungen aber Pertinenzen der Kirche Hemmas
in Gurk waren, betrachtete Gebhard das Bistum Gurk als Nachfolger
der Stiftung Hemmas und errichtete deshalb den Bischofssitz in Gurk.
Dazu kam noch, daß dort durch das eingegangene Kloster eine geeignete
Unterkunft für den neuen Bischof vorhanden war, ein sehr wichtiger
Faktor für Gebhard, das Bistum in Gurk zu begründen. Aus gleicher
Erwägung nahm z. B. später Herzog Leopold VI. von Österreich als
Sitz für sein geplantes Bistum Wien das dort bestehende Schottenkloster
in Aussicht, vgl. Krabbo, Babenberger, 22.
3) Über die Persönlichkeit des als Komprovinzial bezeichnten
Candian von Istrien konnte ich nichts Näheres finden. Vielleicht war
er ein istrischer Chorbischof.

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