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Wilhelmine Seidenschnur,
die im Norden bis zur Piesting reichende Mark Pütten —
von da ab war im Norden die Grenze dieselbe, wie sie
zwischen Steiermark und Nieder- und Oberösterreich ver-
läuft ; von der Mündung der Salzach in den Inn zog sie über
die Quelle der Rott hinaus bis zum Oberlauf der Vils und
von da in südlicher Richtung zum Inn oberhalb Gars.1)
Durch ihre Ausdehnung und ihre Lage im Gebirge bot
die Erzdiözese der bischöflichen Leitung die größten
Schwierigkeiten. Schon Bischof Virgil hatte deshalb nach
dem abgelegenen, von Salzburg durch hohe Gebirge ge-
trennten Karantanien, wo die Mission Hauptaufgabe der
Salzburger Kirche war, den Bischof Modestus zur Leitung
der Missionsarbeit gesandt.2) Seinem Beispiel folgte Erz-
bischof Arn, der den von ihm zu diesem Amt ausersehenen
Theoderich mit Karls des Großen Erlaubnis und auf sein
Geheiß zum Bischof ordinierte mit der Bestimmung, in
Karantanien und dem Gebiet westlich der Drau, nach
Kräften das Volk durch seine Predigt zu leiten und bischöf-
liche Handlungen vorzunehmen, zf B. Kirchen zu weihen
und Priester zu ordinieren; doch sollte er der Obergewalt
der Salzburger Erzbischöfe untergeordnet sein.3) Auf Theode-
rich folgte eine Anzahl von Chorbischöfen, bis Landbischof
Oswald der Unterordnung unter den erzbischöflichen Stuhl
vergaß und sich mit Übergehung des Erzbischofs Adalwin
in einer geistlichen Angelegenheit an den Papst um Ent-
scheidung wandte.4) Diese Nichtachtung mag dazu beige-
tragen haben, daß Erzbischof Adalwin beschloß, fernerhin
daselbst die bischöflichen Obliegenheiten in Person auszu-
üben.5) Dennoch findet man in späterer Zeit wieder Chor-
*) Vgl. die Karte bei K. Hübner, Die Archidiakonats-Einteilung
in der ehemaligen Diözese Salzburg. Mitteilungen der Gesellschaft für
Salzburger Landeskunde, 45. Bd. (1905).
a) Conv. Bag. et Garant., c. 5, 1. c., 7 30—36.
3) Ibidem, c. 8, 108—19.
4) Jaff6, Regesta Pontificum Romanorum a condita ecclesia ad
annum p. Chr. n. 1198, cur. Loewenfeld, Kaltenbrunner, Ewald,
Bd. I (1885), nr. 2854.
*) G. v. Ankershofen, Handbuch der Geschichte Kärntens,
Bd. II (Klagenfurt 1851), 522.