Die Cistercienser wider Gratians Dekret.
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vom Generalkapitel verboten worden sei, nämlich weil man sich auf
ihn (C II qu. 5 c. 23!) für die Anwendung der Abendmahlsprobe berufen
habe (s. dazu Erwin Jacobi, Der Prozeß im Decretum Gratiani, Zeit-
schrift der Savigny-Stiftung, Kan. Abt. III 1913 8. 323f.). Der Bene-
diktiner G. Galopin, der 1639 zu Mons das Verbum abbreviatum
herausgab, hat diese Glosse aus einem Codex Vedastinus mitgeteilt
(Migne 1. c. 8p. 470 C. mit 8p. 21 f.), der aus der Abtei St. Vaast offen-
bar in die Bibliotheque de la ville zu Arras gewandert und mit dem
dortigen Ms. Nr. 570 identisch ist (vgl. Catalogue general des manu-
scrits des bibliotheques publiques des d6partements IV, Paris 1872,
8. 228f.). Die a. a. O. von Galopin auch erwähnte Handschrift der
Abtei Marchiennes wird jetzt jedenfalls Ms. 389 oder Ms. 25 der Stadt-
bibliothek von Douai sein (vgl. Catalogue gen6ral . . . des d6partements
VI, Paris 1878, 8. 221 f. und 16); F. 8. Gutjahr, Petrus Cantor Pari-
siensis, Graz 1899, 8. 63 Anm. 3 nennt wohl nur infolge eines Schreib-
fehlers Hs. 157 von Douai."
Die hier erwähnte und wohl mit unter dem Einflüsse des Gra-
tianischen Dekretes stehende Äußerung des Petrus Cantor, der selbst
zum Cistercienserorden wenigstens in so fern in Beziehung stand, als
er in der Abtei Longpont 1197, wie es scheint als Novize, starb, lautet:
Reis ergo ad probationem aquam zelotypiae (vgl. Num. V und c. 21
C. II qu. 5) et maledictionis (eo quod de ea Scriptura memoret) dare
consulerem, nunquam autem corpus Domini propter nimiam xcmeivcooiv5
id est humiliationem tanti sacramenti.
Die Randglosse aber zu: Propter nimiam xanuvcxxnv, auf die es
hier ankommt, hat folgenden Wortlaut: Propter hanc eamdem causam
prohibitum est in capitulo generali apud Cistercium, non haberi Decreta
Gratiani in claustris nostris; quia quidam simpliciores abbates abuteban-
tur eorum auctoritate ad furta monasterii investiganda, offenbar gemäß
c. 23 C. II qu. 5 = c. 15 cone. Wormatiensis (868) bei Io. Fridericus
Schannat et Iosephus Hartzheim, Concilia Germaniae II, Coloniae
Augustae Agrippinensium 1760 p. 313): Sepe contingit, ut in mona-
steriis monachorum furta perpetrentur. Idcirco statuimus, ut quando
ipsi fratres de talibus expurgare se debeant, missa ab abbate celebretur
vel ab aliquo ex presentibus fratribus, et sic expleta missa omnes com-
municent in hec verba: Corpus Domini sit tibi ad probationem hodie.
Daß derartige Vorkommnisse (für weitere Beispiele verweist Ga-
lopin auf die Handschrift von Marchiennes) und die dabei beliebte
Berufung auf Gratians Dekret bei dem Beschluß, es zu sekretieren,
mit im Spiele waren, halte ich nicht für ausgeschlossen. Davon, daß
darin der einzige Grund für die Ablehnung des Dekrets zu finden wäre,
kann schon deshalb nicht die Rede sein, weil der Wortlaut des Beschlusses
von 1188 die Annahme rechtfertigt, das Generalkapitel habe in mehr
als einer Hinsicht am Inhalt des Dekrets Anstoß genommen, und weil,
wie oben 8. 73f. gezeigt wurde, die Bestimmung unter erweislich anderer
Motivierung dauernd aufrechterhalten blieb. Mir scheint die Glosse
vor allem ein Zeugnis dafür zu sein, wie man sich hinterher -- nicht
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