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Ulrich Stutz,
geworden war, zum Beweise der Erlaubtheit seines Ver-
fahrens u. a. auf die Autorität des in den Kanones be-
sonders bewanderten Bologneser Mönchs:
Idipsum affirmat Gratianus determinator canonum di-
cens, liberum est monachum ad districtius transire propter
lucrum animae suae.1)
Die Stelle ist uns nicht bloß deshalb interessant, weil sie
eine noch frühere Bekanntschaft mit dem Dekret bezeugt
als die durch unseren Generalkapitelsbeschluß bedingte2),
sondern auch deshalb von Wert, weil sie eine freundliche
Berührung bedeutet. Doch bezieht auch sie sich lediglich
auf eine die Cistercienser als solche betreffende Einzelheit.
Eine über den Orden von Citeaux hinausreichende Be-
deutung kommt eben keinem dieser Versuche, mit Gratians
Dekret sich auseinanderzusetzen, zu, auch nicht dem Be-
schlüsse von 1188.
Nachtrag.
Bei der Korrektur obiger Untersuchung, bei der er mich auch
sonst durch willkommene Nachweise freundlichst unterstützte, wofür
ihm hiemit bestens gedankt sei, schrieb mir mein gelehrter und stets
hilfsbereiter Freund, Herr Dr. jur. Friedrich Heyer in Bonn:
,,In einer Randglosse zu der [mit dem Generalkapitelsbeschluß
von 1188] gleichzeitigen Summe Verbum abbreviatum des Petrus Cantor
(s. Grabmann, Geschichte der scholastischen Methode II S. 4788.), und
zwar zu den Worten ,,propter nimiam raaeivwoiv“ in c. LXXVIII
(Migne, Patrologia lat. CCV 8p. 227 A) nennt ein Cistercienser aus-
drücklich einen Grund, weshalb Gratian in den Klöstern seines Ordens
x) Vgl. C. XX qu. 4: Quarto si ab uno monasterio in aliud districtius
liceat alicui transire ? Das wird bejaht unter Berufung auf can. 26 der
Synode von Tribur von 895 (Mon. Germ, hist., Capitularia II edd. Al-
fredus Boretius et Victor Krause, Hannoverae 1897, p. 228), der
freilich in verkürzter Form und als auf Nonnen bezüglich wiedergegeben
wird, wozu dann aber Gratian in dem darauffolgenden Dictum bemerkt:
Quod autem de virginibus sacris hoc capitulo statuitur, de monachis
etiam consequenter intelligitur, de quolibet etiam clerico.
2) Denn der Dialog dürfte, wie schon Martöne festgestellt hat,
im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts entstanden sein.