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Kanonistische Chronik
Kanonistische Chronik.
Ende Dezember 1915 starb in Agram der emeritierte ordentliche
Professor des Kirchenrechts Protonotar Dr. Ferdinand Belaj.
Am 5. Februar 1916 starb in Köln der Professor des öffentlichen
Rechts an der dortigen Handelshochschule, Geheimer Regierungsrat
Dr. jur. et phil. Heinrich Geffcken. Als Sohn des hanseatischen
Ministerresidenten F. H. Geffcken zu Berlin am 27. Juni 1865 geboren,
verbrachte er seine Jugendzeit in Straßburg, wohin sein Vater als Professor
des Staats- und Völkerrechts berufen worden war; seit dem Jahre 1885 be-
suchte er die Universitäten Freiburg, Leipzig und Berlin, um hier Geschichte
und Jurisprudenz zu studieren; seine Lehrer waren besonders W. Arndt,
E. Friedberg und R. Sohm. Im Jahre 1894 habilitierte er sich in Leip-
zig für deutsche Rechtsgeschichte und Kirchenrecht und im Jahre 1898
ging er als Professor des deutschen und öffentlichen Rechts nach Ro-
stock, das er im Jahre 1903 mit Köln vertauschte. Die deutsche Rechts-
geschichte verdankt ihm außer einer Studie über den germanischen Ehr-
begriff (Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft N. F. I) eine sorg-
fältige Ausgabe der Lex Salica, deren Text er mit wertvollen Erläuterungen
versah (Leipzig 1894), die kirchliche Rechtsgeschichte außer kleineren For-
schungen zunächst die Erstlingsschrift über „Die Krone und das niedere
deutsche Kirchengut unter Kaiser Friedrich II.“ (Jena 1890) und sodann die
Studie „Zur Geschichte der Ehescheidung vor Gratian“ (Leipzig 1894); auch
das von Geffcken im Verein mit H. Tykocinski herausgegebene „Stiftungs-
buch der Stadt Leipzig auf Grund der Urkunden und Akten des Rats-
archivs“ (Leipzig 1905) sei erwähnt. Man darf bedauern, daß die erst-
genannte Abhandlung keine Fortsetzung erhalten hat: eine solche wurde
sicher dadurch verhindert, daß ihr Verfasser wie durch Fragen des Staats-
rechts so durch seine Teilnahme an den religiös-kirchlichen Bewegungen
der Rheinlande, die ein freieres Christentum ins Auge faßten, allzusehr
in Anspruch genommen wurde. Die hierauf sich erstreckenden Veröffent-
lichungen des Verewigten aber sind an dieser Stelle nicht zu werten.
Mitte April 1916 starb in Breslau der ordentliche Professor der
Moraltheologie an der dortigen katholisch - theologischen Fakultät
Dr. Franz Renz.