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Miszellen.
XX ex Consiliis, et orthodoxorum patrum Decretis, tum etiam diver-
sarum nationum Synodis, ceu loci communes congesti, in quibus totum
Ecclesiasticum munus, luculenta brevitate, et veteres Ecclesiarum
observationes complectitur. | Opus nunc primum excusum, omnibus
Ecclesiastis (!) ac Parochis apprime necessarium. Claruit sub Neu-
rico Imperatore: Anno salutis MXX. | Coloniae ex officina Melchioris
Novesiani MDXLVIII. Cum Privilegio Caesareae Ma. ad Sexennium.
Wie hier, steht Parochis auch auf dem Titel der dieser Kölner Aus-
gabe (in fol.) nachgedruckten Ausgaben Parisiis 1549 (und 1550) in
kl. 8° und Coloniae Agrippinae, apud Ioannem Birckmannum iuniorem
j560 in fol. („Loci communes . . . Authore D. Burchardo . . /)?) Auch
diese Fundstelle läßt darauf schließen, daß in Köln und außerhalb
desselben der Gebrauch von parochus namentlich den Humanisten ge-
läufig war. Das findet Stolz auch für Spanien bestätigt, für das er
aus dem letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts weitere Belege durch
Rückschluß aus dem allerdings erheblich jüngeren Leben des Kardi-
nals Francesco de Ximenes von Alvaro Gomez de Castro gewonnen zu
haben glaubt; Ximenes, dessen Name nach Stolz mit der Einführung
des Terminus in die spanische Theologensprache verbunden gewesen
sein dürfte, war vielleicht der größte kirchliche Förderer des Huma-
nismus in Spanien.
Immerhin bleibt es dabei, daß erst seit dem tridentinisehen De-
kretum: Tametsi vom 11. November 1568 und durch es die Form
parochus sich allgemein eingebürgert hat. Stolz weist aber darauf
hin, daß sie im Text der Konzilsbeschlüsse bereits in Sess. XXIII de
ref. c. 5 vom 15. Juli 1563 zweimal begegnet. Wird erst die neue Aus-
gabe der Trienter Konzilsakten im Concilium Tridentinum der Görres-
gesellschaft (vgl. darüber Merkle in dieser Zeitschrift XXXIII, 1912
Kanonistische Abt. II 8. 345If., besonders 8. 356 if.) zu Ende geführt
sein, so wird sich die Geschichte des Wortes parochus auf dem Konzil
genau verfolgen lassen. Schon jetzt möchte ich darauf aufmerksam
machen, daß, während im Text der Sess. V de ref. c. 2 vom 17. Juni
1546 noch die Rede ist von Archipresbyteri .. . plebani et quicunque,
parochiales ecclesias quocunque modo obtinent, in den vorbereitenden
Verhandlungen nicht nur dieser, sondern auch der Sess. IV vom
8. April 1546 die Form parochus immer wiederkehrt. Ihrer bedienen
sich die Konzilsväter stetsfort in ihren Voten, und zwar nicht nur die ita-
lienischen und spanischen, sondern auch Franzosen, Schotten u. a. (vgl.
Concilium Tridentinum ed. Soc. Goerres. V, Friburgi Brisg. 1911 p.80ss.
llOss., 115ss., 155ss.). Aber auch in den Berichten der Ausschüsse und
in den Beschlüssen der Partikular- und Generalkongregationen kehrt das
Wort parochus, soviel ich sehen kann, von Anfang April 1546 an
immer wieder. Lehrreich ist hiefür besonders die Entwicklung des
Dekrets: De lectoribus et praedicatoribus sacrae scripturae (vgl. dazu
9 Vgl. über diese ältesten Drucke von Burchards Dekret A. M. Koe-
niger in dieser Zeitschrift XXXII, 1911, Kanonistische Abt. I 8. 349