Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (3 (1913))

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Walther v. Hörmann, Bußbücherstudien.

Konsequenz in den vertretenen Anschauungen, ferner die
auffallende Tatsache, daß der Verfasser trotz anfänglicher
Hinneigung zur kanonischen Bußpraxis und ungeachtet der
Einleitung mit einem dieselbe andeutenden Titel allmählich
eine überwiegende Bevorzugung der laxen und fremdartigen
Bußsätze der sog. E. Egberti und E. Bedae verrät, ent-
scheidend dafür geworden, daß die Sammlung wenig Ein-
fluß, Ansehen und Verbreitung zu gewinnen vermochte.
Ihr Inhalt und geistiger Wert war überdies auch zu
wenig beachtenswert, um der kraftvollen Reformbewegung
standzuhalten, welche im 2. und 3. Jahrzehnt des 9. Jahr-
hunderts zugunsten der kanonischen, d. h. altkirchlichen Buß-
disziplin einsetzte. Unter ihrem Ansturm mußte unser Poe-
nitential als Typus jener Gattung von Bußbüchern, gegen
deren „confusa iudicia poenitentium in presbyterorum no-
strorum opusculis atque ita diversa et inter so discrepantia
et nullius auctoritate suffulta ut vix propter dissonantiam
possint discerni“ etc.) Ebo von Reims in seinem Schreiben
an Halitgar von Cambrai1) wettert, bald dem energischen
Verdammungsurteile zum Opfer fallen, das neben c. 32 der
Synode von Paris ao. 8292) ganz besonders c. 38 der Synode
von Ohaions ao. 8133) in die vernichtenden Worte prägt:
„Modus autem poenitentiae peccata sua confitentibus aut per
antiquorum canonum institutionum aut per sanctarum scriptura-
rum auctoritatem aut per ecclesiasticam consuetudinem imponi
debet, repudiatis ac penitus eliminatis libellis, quos poeniten-
tiales vocant, quorum sunt certi errores, incerti auctores“.
(Die Textausgabe des Bußbuchs folgt als Anhang I im nächsten Bande.)
1) MG. Ep. V, 616. Dü mm ler versetzt den Brief in das Jahr 830.
Hierzu Wasserschieben 8. 79, Schmitz II, 252. — 2) MG.
Gone. II, 633. — 3) MG. Gone. II, 281. Daß die Opposition be-
sonders gegen die laxe Bußdisziplin der E. Egberti und Bedae, sowie
der ihnen folgenden Poenitentialien sich richtet, ergibt sich aus der
weiteren Begründung der zit. Konzilsschlüsse: c. 32 syn. Cabilion.:
poenitentiales — qui dum pro peccatis gravibus leves quosdam et in-
usitatos imponunt poenitentiae modos etc. c. 32 syn. Paris.: Quoniam
multi sacerdotum partim incuria, partim ignorantia modum poeniten-
tiae reatum suum confitentibus secus quam iura canonica decernant,
imponunt — et ob id non vulnera peccatorum curant, sed potius
foventes palpant etc. Vgl. etwa Schmitz I, 567, II, 650.

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