Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (3 (1913))

Der Prozeß im Decretum Gratiani usw.

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Klagabolition mit Einwilligung des reusl) Hervorhebung
verdient. Auch bei den Dekretisten finden sich dieselben
Strafbestimmungen mit den gleichen Einschränkungen, zum
Teil in noch deutlicherem Anschluß an die Sätze der Justi-
nianischen Sammlung.2)
III. In das vorstehende rein römische Bild des Beweis-
verfahrens schieben sich aber nun Züge, deren Ursprung im
germanischen Prozesse liegt. Eine bisher nicht berücksich-
tigte Quaestio Gratians behandelt gleichfalls die Frage, ob
beim Versagen der Ankläger der Angeklagte zur purgatio
anzuhalten sei3), beginnt auch mit Wiedergabe der gegen
den germanischen Reinigungseid gerichteten 4) pseudoisidori-
schen Verbote jeder Eidesleistung seitens der Priester und
Bischöfe5 *), führt aber im Folgenden eine solche Menge ger-
manischer Konzilssätze und auch römischer Papstaussprüche
an, in denen von einer purgatio0), sei es nach vorgängiger
accusatio7), sei es ohne solche8), sei es auf Grund einer

') dict. Gr. p. c 4, p. c 7 G II q 3, c 8 1. c. Die weitere Ausnahme
in dict. Gr. p. c 4 C II q 3 ist einfach eine Folgerung aus dem Wesen
der accusatio als Formalakt. Die dunkle Ausnahme in dict. Gr. p. c 5
C II q 3 verbunden mit c 6 l. c. scheint auf C 9, 42, 2 zurückzugehen.
2) Vgl. Paucapalea 8. 58f. zu C II q 3, wo noch besonders der vom
beweisfälligen accusator zu leistende Kostenersatz hervorgehoben
wird, S. 70 zu C V q 6. Rolandus 8. 16 zu C II q 3, 8. 21 zu C V q 6.
Rufinus S. 243 zu C II q 3 (cf. C 9, 42, 2 und o. 8. 270, 276), 8. 280 zu
C V q 6 (cf. D 47, 15, 3, 3), 8. 506 zu c 14 C XXXIII q 5. Stephanus
8. 165 ff. zu C II q 3. — 3) C II q 5, vgl. damit oben 8. 296 bei Anm. 2.
— 4) So auch K. Hildenbrand, Die purgatio canonica und vulgaris,
München 1841, 8. 69ff. Hinschius V 8. 340 Anm. 1. — 5) c 1—3 C II
q 5, vgl. auch dict. Gr. p. c 21, c 22, 23 C XXII q 5. — 8) Lediglich
von der purgatio, ohne deren Voraussetzungen zu berühren, handeln
c 8, 9 (Gregor I.), c. 15 (palea), c 20 (Stephan V. 886—889), c 22
(Nikolaus I. 867), c 23 (Gone. Wormaciense 868), c 24 (Konzil von
Seligenstadt 1122), c 25 (Seligenstadt 1122), c 26 (Gone. Worm. 868)
G II q 5. — 7) c 4 (— c 21 Gone. Tribur. 895, vgl. hierzu Hinschius V
-S. 341 Anm. 2), c. 10 (Ps. Is.), c 12 (— c 8 Gone. Mogunt. 851, in dem
die ursprüngliche Fassung „si accusati legitimi fuerint“, zunächst von
Burchard von Worms, decr. II, 181 durch ein interpoliertes „non“ ab-
geändert, bei Gratian in der verwandelten Form erscheint: „Si legitimi
accusatores crimina sacerdotis probare non potuerint“; vgl. hierzu
Hinschius V 8. 346 Anm. 4), c 19 (=Bened. Devita I, 36, vgl. Hin-
schius a. a. 0.) C II q 5. — 8) c 5 (Gregor II. 726), c 6 (Gregor I.), c 7

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