Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (3 (1913))

Der Prozeß im Decretum Gratiani usw.

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zulässig erklärt. Ebenso entstammt der arbiter ad probandos
fideiussores der Justinianischen Sammlung.1) In beiden
Fällen handelt es sich also um gelehrte Anmerkungen aus
dem — übrigens mißverstandenen — römischen Recht. Hier
irgend einen Zusammenhang mit dem Rechte des 12. Jahr-
hunderts anzunehmen, ist man nicht berechtigt.2)

I. Die Prozeßsubjekte.
A. Das Gericht.
§ 4. I. Geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit.
Der Gegensatz der causae ecclesiasticae3), in denen
der geistliche Richter spricht, und der vor dem weltlichen
Richter zu verhandelnden causae seculaves4) oder forenses5)
oder civiles6) spielt im Dekret und bei den Dekretisten
eine bedeutsame Rolle, ist doch zum mindesten seit den
pseudoisidorischen Fälschungen die Abgrenzung der geist-
lichen von der weltlichen Gerichtsbarkeit eine der Fragen,
in denen der Kampf um die Machtverteilung zwischen Staat
und Kirche gipfelt.7)
r) D 2, 8, 9, vgl. auch D 49, 2, 2. — 2) Das ist vielleicht anders
mit der Erklärung, die die aus dem 12. Jahrhundert stammende
Stcphanus-Handscbrift der Münchner Staatsbibliothek Cod. lat. 17162
für den arbiter a iudice datus gibt (zu dict. Gr. p. c 33 C II q 6):
. . . vel cum in eligendo arbitro dissentiunt, et a iudice locorum
eis eligitur. Vgl. Stephanus 8. IV, 8. 183 Anm. 2. — 8) Vgl. z. B.
c 3 C II q 6. Rolandus S. 25 zu C XI q 1. Rufinus 8. 306 zu
0 XI q 1. — *) dict. Gr. p. c 47 C XI q 1. Rolandus S. 25 zu
C XI q 1. Stephanus 8. 185 zu c 41 C II q 6. — *) Rufinus
S. 306 zu 0 XI q 1. Stephanus S. 178 zu c 3 C II q 6. — *) Rufi-
nus 8. 266 zu C III q 8. Stephanus 8. 173 zu C II q 6, 8.187 zu
6 II q 8. Die causa civilis ist also einmal der Gegensatz zur causa eccle-
siastica, dann aber auch zur causa criminalis (s. o. S. 226 bei Anm 2).
— 7) Im 12. Jahrhundert sind es neben den Pürsten die Städte, die
die Zuständigkeit der geistlichen Gerichte zu beschneiden suchen. Vgl.
Aemilius Friedberg, De finium inter ecclesiam et civitatem regun-
dorum iudicio quid medii aevi doctores et leges statuerint, Lipsiae
1861, p. 88, 132. v. Bethmann-Hollweg VI 8. 89 Anm. 13. Hin-
schius, Kirchenrecht V 8. 415 f. Alfred Hessel, Geschichte der Stadt
Bologna von 1116—1280, Historische Studien Heft LXXVI, 1900, S. 401.

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